Wien - Die SPÖ will im Jubiläumsjahr eine politische Diskussion führen. Österreich habe eine politische Identität und keine ethnische, so Parteichef Alfred Gusenbauer am Mittwoch bei der Neujahrskonferenz seiner Partei. Diskutiern will Gusenbauer, was Österreich ausmache, etwa Demokratie, Sozialstaat und Bildung - und diskutiert werden solle, "was macht die Regierung, um diese Erfolgsfaktoren zu beseitigen". Überbordendes Interesse an den offiziellen Feiern erwartet er nicht. Nach dem dritten Staatsakt werde wohl das "kollektive Gähnen" einsetzen: "Es wird die Leute ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr interessieren."

"Kuscheln wird nich stattfinden"

Klubchef Josef Cap betonte, dass die SPÖ gegen Manipulationsversuche seitens der Regierung auftreten und "den Kampf um das historische Deutungsmonopol führen" werde: "Nicht ein Jahr Kuscheln, und die Reblaus suchen. Das wird nicht stattfinden." Dass die Regierung das Jubiläum für sich einzuvernehmen versucht, steht für Cap fest: "Ich kenn' den (Bundeskanzler Wolfgang) Schüssel. Wenn's ihm nützt, feiert er auch 30 Jahre Hustinettenbär. Hauptsache, es passt hinein in seine Darstellungsstrategie." Und, so der Klubchef zum Abschluss: "All die Deutungsmonopolisten und Chefmanipulierer aus dem Bundeskanzleramt werden dieses Jahr noch von uns hören."

Hannibal, Figl, Reblaus

Manipulation und Vereinnahmungsversuche waren auch zentrales Thema bei einer Podiumsdiskussion mit Wissenschaftern und Journalisten zum Jubiläumsjahr. Museumsdirektor Wolfgang Kos verwies dabei darauf, dass die Bevölkerung zunehmend das Wissen und das Interesse an Kriegsende und Staatsvertrag verliere. "Es ist nicht mehr so nah. Es nähert sich der Türkenbelagerung in der Vergangenheit." Umso weniger Raum bleibe daher für eine "reflexive, mehrschichtige Erinnerung", Mythen und Heldensagen würden wichtiger als Fakten: "Eine Person hat alles gemacht. Hannibal geht über die Alpen. Figl, Reblaus." (APA)