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Foto: APA/Schneider
Jugendliche, die sich für eine Lehre entscheiden, haben nicht selten mit dem schlechten Image des "Lehrlingsstatus" zu kämpfen. In den letzten drei Jahrzehnten entschieden sich so immer mehr Jugendliche entgegen ihrer Präferenzen für eine Weiterbildung an einer höheren Schule. Was früher noch eine "Entweder - Oder"-Frage war, ist schon seit 1997 eine Sache von "Sowohl - Als auch". Die Ausbildungskombination "Lehre und Matura" - die in ihrer Organisationsstruktur der Berufsreifeprüfung entspricht - bietet die rechtliche Grundlage, sich schon während der Lehrjahre auf die Matura vorzubereiten und Prüfungen abzulegen.

Praxis und Theorie

Der Regierungsbeauftragte für Jugend- und Lehrlingspolitik, Egon Blum, will sich in Zukunft verstärkt für dieses Modell einsetzen. "Viele junge Menschen haben ein hohes Fähigkeitspotenzial, sind aber keine ´Schulmenschen´. An sie wenden wir uns mit dieser Kombination von Lehre und Maturaabschluss." Der wesentliche Unterschied zur schulischen Ausbildung liegt darin, dass die Fach- und Praxisvermittlung im Mittelpunkt stehen und die Maturafächer Englisch, Mathematik und Deutsch flankierende Wissensbereiche darstellen. So stehen den Praxis erprobten Maturanten mehr Karrieremöglichkeiten bis hin zum Studium offen.

Kosten werden von Ländern getragen

Anders als bei Studienberechtigungsprüfung und Abendmatura können Jugendliche bereits nach dem ersten Lehrjahr eine Prüfung ablegen und Kurse besuchen. Nach erfolgreichem Lehrabschluss werden die restlichen Prüfungen fällig. Getragen werden die Kosten von den einzelnen Ländern. "Da gibt es aber einige Unterschiede, so bezahlt die Steiermark die gesamten Kosten, während Vorarlberg 75 Prozent der Kursebühren übernimmt," weiß Egon Blum. Die entsprechenden Kurse müssen sich die Lehrlinge allerdings selbst zusammensuchen, am Abend und am Wochenende wird die Schulbank gedrückt.

Reines Interesse

Die Grafik-Designerin Petra Bilgeri aus Hohenems wurde bei der Zusammenstellung ihrer Kurse von der Arbeiterkammer beraten. Als Praxisfach wählte sie Informatik, "das kann ich als Grafikdesignerin am besten gebrauchen". Sie hat keine Ambitionen, ihrer "Berufsmatura" ein Studium folgen zu lassen. "Ich hab diese Prüfungen mehr für mich selbst gemacht. Die Matura hat mir jedoch mehr Selbstbewusstsein und Sicherheit im Job gegeben." Mit Petra Bilgeri besuchten die Kurse jedoch hauptsächlich berufstätige KollegInnen mit abgeschlossener Lehre, unter Lehrlingen habe sich die Möglichkeit "anscheindend noch nicht herumgesprochen".

Bundesweite Info-Kampagne

Das bestätigt auch die Innsbrucker Bildungsberaterin Ursula Wilhelm: "In der Praxis wird die Matura parallel zum Lehrberuf kaum nachgefragt." Dem will Egon Blum in den kommenden Monaten Abhilfe schaffen. Bis spätestens März 2005 soll eine bundesweite Info-Kampagne anlaufen, die das Modell in den Köpfen von Jugendlichen, Eltern und Lehrern und Lehrbetrieben verankern soll.