Galtür - Von den guten Hotels in Österreich halten derzeit nur drei von zehn das ganze Jahr über offen; der Rest sind Saisonbetriebe, die zumindest 2,5 Monate im Jahr geschlossen haben und in dieser Zeit die Mitarbeiter stempeln schicken.

Das soll sich nach Auffassung der beiden Chefs der Österreichischen Hoteliervereinigung, Peter Peer und Sepp Schellhorn, radikal ändern.

In einem Konzeptpapier, das den Sozialpartnern zur Diskussion vorgelegt werden soll, schlagen sie zeitlich begrenzte Lohnsubventionen vor. Betriebe mit längeren Schließungszeiten, die sich bereit erklären, Mitarbeiter ganzjährig zu beschäftigen, sollten Geld vom Arbeitsmarktservice (AMS) zurückerhalten.

Dabei gehe es um Geld, das vom AMS so oder so ausgegeben werde - etwa für Verwaltung, Schulung und Vermittlung der Saisonarbeitslosen aus dem Tourismusbereich.

Rückerstattung

"Wir denken an vier bis fünf Jahre, dass es diese Rückerstattung geben soll", sagte Peer in einer Pressekonferenz zur Eröffnung des ÖHV-Kongresses am Mittwoch in Galtür. Bis dorthin sollte von den interessierten Betrieben so viel zusätzliches Geschäft generiert worden sein, dass diese den vollen Lohn aus der eigenen Kassa zahlen könnten.

Peer und Schellhorn sprachen von einer "Win-Win-Situation". Der Betrieb wäre besser ausgelastet, Hoteliers ersparten sich die aufwändige Suche nach Mitarbeitern vor Saisonbeginn und hätten den Kopf frei, sich Gedanken über qualitative Verbesserungen zu machen.

Die Mitarbeiter würden auf höhere Jahresgehälter kommen, als wenn sie zwischendurch Arbeitslose kassierten, sie würden mehr Freude an der Arbeit haben und das Image der Tourismusberufe würde steigen. Außerdem würde die Wertschöpfung aus dem Tourismus in Österreich deutlich steigen.

"Wir würden dem Ziel, 140 Millionen Nächtigungen im Jahr 2010 zu erreichen, einen deutlichen Schritt näher kommen", sagte Schellhorn. Zum Vergleich: Im Vorjahr zählte Österreichs Tourismuswirtschaft 118 Mio. Nächtigungen.

Arbeitslose

Ziel sollte es sein, die hohe Zahl an Arbeitslosen im Tourismus deutlich zu senken. Die Mehrzahl der rund 1000 ÖHV-Mitgliedsbetriebe habe sich in einer Umfrage angetan gezeigt von dem Modell und könnte sich vorstellen, auf Ganzjahresbetrieb umzustellen. Funktionieren könne dieses Modell aber nur, wenn die Tageshöchstarbeitszeit angehoben und der Durchrechnungszeitraum von derzeit 13 Wochen auf ein Jahr ausgedehnt wird.

Wirtschaftsminister Martin Bartenstein will sich das ÖHV-Papier "sehr genau anschauen". Er befürchtet Wettbewerbsverzerrungen, wenn Teile der Tourismusbranche Lohnsubventionen erhalten.

Gewerkschaft skeptisch

Skeptisch auf den Vorstoß der ÖHV-Spitze reagiert man auch in der Gewerkschaft. "Das wird rein rechtlich sehr schwer möglich sein", sagte der Chef der Tourismusgewerkschaft, Rudolf Kaske, im Gespräch mit dem STANDARD. "Auch wenn wir alle Initiativen zur Saisonverlängerung begrüßen: Da würden doch sofort auch andere Branchen kommen und Lohnsubventionen für sich reklamieren.

Mit welchem Recht soll man die dann abweisen? Auch die Industrie hat saisonale Schwankungen." Hinzu komme, dass rund 90 Prozent der Betriebe weder über ein Zeiterfassungssystem verfügten noch Dienstpläne hätten. Kaske: "Wie soll da die Durchrechnung über ein Jahr funktionieren?" (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.01.2005)