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Wiens Bürgermeister Michael Häupl: Kommunikationschef Kalina soll "Außen- und Innenkommunikation sowie die PR gewährleisten".

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Kalina wird Kommunikator

montage: derStandard.at (fotos: reuters)
Wien - Bilder sagen mehr als Worte, dieses Sprichwort gilt in der Politik immer. Während SPÖ-Parteichef Alfred Gusenbauer bei der Neujahrskonferenz im Studio 44 am Wiener Rennweg seine mit Zitaten großer Männer geschmückte Rede hielt, sackte Wiens Bürgermeister Michael Häupl in der ersten Reihe zusammen, stütze sich dann mit dem rechten Ellbogen auf den Tisch, rieb sich die Augen und verharrte in dieser Position zwischen Schlaf und Verzweiflung.

Als Gusenbauer dann, nach 45 Minuten, endlich den rhetorischen Führungsanspruch erhob und Applaus aufkam, nahm auch Häupl wieder Haltung an.

"Wir wollen in den nächsten eineinhalb Jahren beweisen, dass die SPÖ geeint und geschlossen auf die Wahl hinarbeitet", lautete Gusenbauers Schlüsselpassage. Die SPÖ sei die "Bildungs- und Chancenpartei in diesem Land", die jene Risse kitten könne, die "im Haus der Solidarität in den letzten Jahren tiefer und größer geworden sind".

Risse zu kitten gibt es auch in der SPÖ, vor allem im Bereich Kommunikation und Strategie. Seit Mittwoch ist bekannt, wer diese Aufgabe übernimmt: Josef Kalina, 46, Expressesprecher von Altbundeskanzler Viktor Klima. Er wird neuer Kommunikationschef der Bundespartei, bekommt ein Büro im dritten Stock der Löwelstraße und soll nur dem Parteichef direkt verantwortlich sein.

Alle anderen Kommunikationsarbeiter der SPÖ - es gibt derer fünf, Pressesprecher des Parlamentsklubs eingeschlossen - sollen von ihm koordiniert und geführt werden. Kalina wird nicht nur das kommunikative Tagesgeschäft leiten, sondern auch langfristige, strategische Planungen vornehmen. "Da hatten wir zuletzt ein Defizit", gesteht SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos ein.

Wiens Bürgermeister Michael Häupl erwartet sich im STANDARD-Gespräch vom neuen Kommunikationschef, dass er die "Außen- und Innenkommunikation sowie die PR gewährleisten".

Häupl war es auch, der die lang erwartete Lösung des roten Kommunikationsproblems durchgesetzt hat. Bei der vorwöchigen SPÖ-Präsidiumsklausur im steirischen Weinort Gamlitz hatten die Vertreter der starken SPÖ-Länder, allen voran Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Häupl, die Themen personelle Aufstellung und Kommunikation von Gusenbauer eingefordert. Die mehrstündige Diskussion verlief emotional, aber konstruktiv.

Sturer Gusenbauer

Der Parteichef hätte in seinen Schlussfolgerung jedoch alle überrascht, weil er die Entscheidung einmal mehr auf die lange Bank schob. "Ich habe mich gefragt, ob ich in der falschen Sitzung war. Eben noch hatten wir uns darauf geeinigt, dass man etwas tun muss, dann schaltete er wieder auf stur", berichtet ein SPÖ-Landesvorsitzender.

Häupl erhöhte daraufhin den Druck, in dem er Fakten schuf. Er sagte dem STANDARD, die SPÖ bekäme einen "Konzernsprecher". Die offizielle Präsentation Kalinas überlässt Wiens Bürgermeister dem Parteichef, er hat aber einen deutlichen Kommentar zur aktuellen strategischen Aufstellung des Kommunikationsteams parat: "Es soll kein Sammelsurium an Einzelkämpfern geben." "Kalina ist ein Profi, wie es jetzt verlangt wird", gibt sich auch SPÖ-Pensionistenchef Karl Blecha zufrieden.

Auf ihrer Neujahrskonferenz präsentierte die SPÖ auch die Sprecherin des Kompetenzteams Soziales, die Kärntner Landesrätin Gabi Schaunig. Sie wird als Schattenministerin für Soziales in das Wahlkampfteam Gusenbauer aufgenommen. (Barbara Tóth/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.1.2005)