Für den Sportchef von KTM soll die Karawane diesmal nicht ganz einfach weiterziehen. Als erste Konsequenz legte er den restlichen noch im Rennen befindlichen KTM-Fahrern den Rückzug aus der Wüste nahe, "aber es bleibt deren Entscheidung und die Entscheidung ihrer Teams. Wir können und werden ihnen keine Vorschriften machen". Die Organisation sagte die zwölfte Etappe für Motorräder ab. Nur die Autos gingen rennmäßig auf die 819 Kilometer zwischen Kiffa in Mauretanien und Bamako in Mali.
Kinigadner, der die Gefährlichkeit von Wüstenrallyes aus eigener Erfahrung zur Genüge kennt - die meisten seiner insgesamt 46 Knochenbrüche erlitt der ehemalige Motocrossweltmeister in Nordafrika -, stellt diese Veranstaltungen jetzt insgesamt infrage.
Die reine Raserei
"KTM hat mit Richard Sainct in Tunesien und jetzt Meoni bei der Dakar innerhalb von vier Monaten die beiden besten und erfahrensten Piloten verloren. Ich habe das Rallyefahren in die Firma gebracht, aber niemals geglaubt, dass man dafür so einen Wahnsinnspreis bezahlt."
Durch die Verbesserung des Materials, vor allem der Navigationssysteme, sind Wüstenrallyes laut Kinigadner in den letzten Jahren schneller und damit gefährlicher geworden. "Vor einigen Jahren waren drei Stunden Rückstand durch bessere Navigation jederzeit aufzuholen. Heute haben alle das gleiche perfekte Material. Mit drei Minuten Rückstand hast du die Rallye weit vor dem Ziel verloren." Die Folge sei die reine Raserei, ohne Rücksicht auf Verluste. Vor den möglichen Konsequenzen sind weder Amateure wie der am Montag verstorbene Spanier José Manuel Pérez noch Profis wie Meoni gefeit. Dazu kommt im Fall der 27. Dakar das miserable Wetter. "Es ist extrem windig, die Sicht ist ständig schlecht. Da übersieht bei dem irren Tempo selbst ein Klassefahrer leicht Hindernisse wie einen trockenen Flusslauf."
Typisch an Meonis Unfall seien auch Zeitpunkt und Verlauf gewesen. "Es ist kurz nach dem ersten Checkpoint passiert. Die Fahrer gehen nach der kurzen Pause wieder mit vollem Tempo auf die Strecke, die volle Konzentration stellt sich aber erst nach einigen Minuten ein." Selbst für einen Routinier wie den 47-jährigen Toskaner einfach zu spät.