Washington - Im Militärprozess gegen den wegen Folterungen im Gefängnis Abu Ghraib angeklagten US-Offizier Charles Graner hat am Mittwoch die Verteidigung im texanischen Fort Hood mit einer detaillierten Darlegung angeblicher Entlastungsgründe begonnen. Die Argumentationslinie war dabei die, dass Graner bei seinem Vorgehen nur Befehlen von oben gefolgt sei und keine andere Wahl gehabt habe.

Graner war zuvor von ehemaligen Häftlingen schwer belastet worden. Der Syrer Amin al Sheikh bezeichnete Graner am Dienstag als eine Führungsfigur bei den Misshandlungen in Abu Ghraib. Der US-Offizier sei auf sein verletztes Bein gesprungen und habe ihn mit einem Metallstab auf seine Wunden geschlagen. Er habe vor Schmerzen geweint. Ein Militärarzt bestätigte, Amin habe dauerhafte Gehbehinderungen davongetragen. Graner habe Vergnügen bei den Misshandlungen empfunden: "Er lachte, pfiff und sang", meinte der Syrer. Zudem habe ihm ein jemenitischer Mitgefangener berichtet, dieser sei von Graner gezwungen worden, "aus der Toilette zu essen".

Der 36-jährige Graner ist wegen physischer, psychischer und sexueller Misshandlungen angeklagt. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 17 Jahre und sechs Monate Haft. (Reuters, AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 13.1.2005)