Fünf Jahre sind vergangen, seit die Brandserie von St. Georgen an der Gusen mit der Verhaftung des Täters endete. Die Opfer erinnern sich mit gemischten Gefühlen an damals.
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St. Georgen - Der rote Hahn kräht noch immer in St. Georgen an der Gusen. Zumindest auf der Metallskulptur, die vor dem Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr in der kleinen Mühlviertler Gemeinde steht. Sonst erinnert auf den ersten Blick nichts mehr an die Brandserie, die den Ort vor fünf Jahren in Angst versetzte. Nur die Opfer von damals zucken heute noch zusammen, wenn die Sirene heult.

13 Brände legte ein 16-Jähriger zwischen Ende Oktober 1999 und Jänner 2000 in und um seiner Heimatgemeinde, 1,45 Millionen Euro Schaden richtete er dadurch an. Verurteilt wurde er zu vier Jahren bedingter Haft und in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.

"Des is' schon lang nicht mehr aktuell", winkt der Wirt des Georgi-Hofs am Marktplatz ab. "Da ist vielleicht ein halbes oder Dreivierteljahr drüber geredet worden", meint auch ein Passant. Seltsam ist nur, dass kein Befragter überrascht reagiert, wenn man darauf zu reden kommt, dass die Brandstiftungen schon fünf Jahre her sind. Alle scheinen das Datum im Kopf zu haben.

Zwei Jahre Aufbau

"Die Kinder haben lange gebraucht, bis sie es überwunden haben. Unsere Ältere kam in der Nacht immer wieder und hat gesagt, sie hat etwas gehört", erzählt Rosa Burger, eines der Opfer von damals. Zwei Jahre habe der Wiederaufbau des Bauernhauses gedauert, nun steht es makellos gelb verputzt da.

"Was mich ärgert, ist, wenn im Ort gesagt wird, wir haben es uns mit dem Versicherungsgeld schöner aufgebaut als vorher", empört sich Frau Burger. Denn solches Gerede gibt es immer noch. Und natürlich werde auch nach wie vor über den Täter getuschelt. "Ich geb' dem aber nicht einmal die Schuld. Nein, Hass hab ich keinen auf ihn, der ist ein armer Bub. Das verstehen viele aber auch nicht."

"Man zuckt jetzt noch bei der Sirene zusammen"

Frau Hauser, ein anderes Opfer, beispielsweise. "Ich sag's ganz ehrlich, ich müsste ihm eine krachen, wenn ich ihn wiedersehe. Er ist und bleibt ein Rotzbub", ärgert sie sich. Auch die Angst war mit der Verhaftung nicht vorbei. "Man zuckt jetzt noch bei der Sirene zusammen, und schaut aus dem Fenster wenn man etwas hört."

Das Heulen bedeutet heute aber meist einen Verkehrsunfall. "Es gab Wünsche aus der Bevölkerung, nur mehr einen stillen Alarm auszulösen, aber ich bin der Meinung, die Leute sollen sehen, was die Feuerwehr leistet", erinnert sich Bürgermeister Rudolf Honeder. "Die negative Bekanntheit, die unser Ort durch die Medienberichte erreicht hat, ist natürlich sehr groß. Ich wurde sogar bei Tagungen in Bremen und der Schweiz darauf angesprochen", erklärt er.

Mit dem Abzug der Journalisten sei langsam Ruhe eingekehrt, auch wenn manche dem Teenager "wahrscheinlich nicht verziehen haben". Eines stellt Honeder aber klar: Die Metallskulptur mit dem roten Hahn wurde schon zur Eröffnung des Feuerwehrhauses 1999 aufgestellt - kurz bevor die Serie begann. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe 13.1.2005)