Nach der Sitzprobe im Xsara, den im Vorjahr Weltmeister Sebastien Loeb gelenkt hat (zuletzt in Sardinien/Zweiter), sah Stohl seiner ersten Fahrt mit großer Euphorie entgegen. Doch was dann kam, lässt ihn die Erwartungen für den Saison-Auftakt zurückschrauben: "Ich habe geglaubt, ich bin bei ,Versteckte Kamera' und die verarschen mich: In einem Diesel Citroen AX kam ein uralter Mann angefahren, hundert Jahre alt. Ich dachte mir, der wird die Strecke absperren. Doch dann zieht er sich einen Overall an und setzt sich in mein Auto. Er hatte sogar einen Sitz mit seinem Namen. Es war der Testfahrer."
Und der drehte dann seine Runden auf dem Testgelände, mit Stohl am Beifahrersitz: "Er fuhr langsam, ich hab das nicht geglaubt, als ob er in die Arbeit will, dann nur ein bisserl schneller. Im Nachhinein weiß ich, dass er sensationell gefahren ist." Denn der OMV-Pilot hatte nach drei selbst gefahrenen Runden "Tränen in den Augen, weil ich gedacht habe, ich habe das Fahren verlernt. Das Auto ist extrem hart, fährt sich wie ein Rundstreckenauto. Es verzeiht keine Fehler, reagiert auf jede Bewegung. Da hab ich jetzt noch viel zu tun." Für Monte Carlo nimmt er sich deshalb vor, "auf der Straße zu bleiben. Ich werde eher die sichere Version wählen."
Dass sich Citroen von der Kooperation mit dem OMV World Rallye Team - der zweite Pilot steht noch nicht fest, kommt aber erst ab Sardinien zum Einsatz - einiges erwartet, hat Stohl mehrfach zu hören bekommen. "Das macht die Sache für mich nicht einfacher. Die Achtung vor Loeb ist noch größer geworden. Er ist mit diesem Auto 16 Läufe fehlerfrei gefahren."
Hatte Stohl bisher geglaubt, das Geheimnis der erfolgreichen Manufaktur liege im Motor, so hat er seine Meinung nun geändert: "Das muss einerseits der Loeb selbst sein, und andererseits, wie das Auto zu fahren ist. Ich werde jetzt aber auch nichts ändern, um es weicher zu machen, sondern damit umgehen lernen." Mit einem Blick auf vergangene Citroen-Piloten gibt er sich selbst recht: "Der Carlos (Sainz/Anm.) hat sich sehr schwer getan und der Colin (McRae) hat ein Desaster erlebt." Samstag und Sonntag will Stohl in den französischen Seealpen 150-Testkilometer absolvieren, Dienstag und Mittwoch ist offizielles Training.