Klagenfurt – Die Klagenfurter Seebühne, Liebkind des Kärntner Kulturreferenten Jörg Haider, ist finanziell offenbar so leck geschlagen, dass ihr der Untergang droht. Ein Prüfbericht der unabhängigen Wirtschaftskanzlei Wolfgang Rossbacher und Hermann Huber kommt zum Schluss, dass per Stichtag 30.9.2004 bei der Seebühne eine "Überschuldung im Sinne des Insolvenzrechtes vorliegt". Währenddessen kann sich der Intendant und künstlerische Leiter Renato Zanella über einen üppigst bestückten Dienstvertrag freuen.

Laut Prüfbericht wurde allein im Jahr 2004 mit dem Musical Tosca ein Bilanzverlust von 2,122.899 Millionen Euro ausgewiesen. Das negative Eigenkapital beträgt 1,247.899 Millionen Euro und ist laut Prüfbericht "weder durch Vermögensgegenstände noch durch stille Reserven gedeckt". Die Bundessubvention in der Höhe von 1,6 Millionen Euro, die für drei Festspielsaisonen gedacht war, ist bereits zur Gänze verbraucht, Investitionen in die Wörtherseebühne seien damit keine erfolgt.

Weiters werden im Prüfbericht aufgelistet: ein fehlendes Kassabuch oder, dass der verantwortlichen Marketingbeauftragten das Kunststück gelang, Schulden bei Seebühne-Sponsoren zu hinterlassen.

Die Vorsitzende des erst kürzlich installierten Aufsichtsrates der Wörtherseebühnen Gesmbh., Erika Napetschnig, Kulturamtsleiterin und Haider-Vertraute, versucht zu beruhigen: Es handle sich nur um ein "Zwischenergebnis, wobei wir uns noch anschauen müssen, wo die Problembereiche wirklich liegen". Von einem Gang zum Konkursrichter könne also vorerst keine Rede sein. Einen solchen aber sieht bereits Haiders Koalitionspartner, die SPÖ. Deshalb will sie die heurige Spielbühnensaison ausfallen lassen, um erst das Finanzchaos zu sanieren und einen neuen Seebühnen-Geschäftsführer zu suchen. Programm und Bugdet für 2005 gibt es ohnehin noch nicht. "Wenn die Seebühne nicht bespielt wird, zahlen wir auch die Leasingraten nicht", droht Klagenfurts Bürgermeister Harald Scheucher.

Während die Seebühne also im Finanzdebakel versinkt, kann Intendant Renato Zanella über seine Gage (der Dienstvertrag liegt dem STANDARD vor) wahrlich jubeln: Demnach erhält er monatlich 9500 Euro brutto, sowie zusätzlich 4000 Euro Mehrleistungszulage – 14-mal jährlich, für eine Wochenarbeitszeit von 40 Stunden. Weiters steht ihm pro Vertragsjahr eine Spesenpauschale von 30.000 Euro zur Verfügung, wobei er die Spesen "direkt über eine Kreditkarte des Dienstgebers" abrechnen kann. Nicht genug, wird Zanella auch noch ganzjährig eine "repräsentative Mietwohnung nach seinen eigenen Wünschen" zur Verfügung gestellt und die Mietkosten bezahlt.

Abgeschlossen wurde der Vertrag am 19. März 2004, also kurz nachdem die neue blau-rote Koalition in Kärnten gebildet wurde, wobei die SPÖ von diesem Supervertrag jedoch gar nichts gewusst haben dürfte. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.1.2005)