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Wien – "Jabberwocky" heißt das spiegelverkehrte Nonsensgedicht, das in Lewis Carrolls Durch den Spiegel und was Alice dort fand den verschulten Horizont von Alice erweitern soll: "Muss eine Geschichte Sinn machen, eine Bedeutung haben oder ein Ende mit einer Botschaft?"

Dass diese Fragen mit einem altklugen Nein beantwortet werden können, weiß auch die Theatergruppe "toxic dreams", die, basierend auf diesem Stück Weltliteratur, eine multimediale Installationslandschaft realisierte. Schon im Eingangsbereich des Theaterhauses werden die Besucher von dem Zauberwort empfangen, das hier als Schlüssel zum "Wunderland" fungiert. Auf etlichen Monitoren zeigen Kinder und Erwachsene, dass man durch die mehrfache Artikulation des Begriffs durchaus in andere Sphären abheben kann.

Und diese werden auch alle bespielt: Das Foyer, der große Saal, der kleine Saal, die Stiegenaufgänge, der Umkleideraum und auch die Produktionsräume des Hauses stehen den Besuchern offen.

Im Foyer befindet sich eine Art Wunderkammer, in der die Interaktionsfreudigkeit des Publikums ausgetestet wird. "Öffne mich!", steht dort auf begehbaren Möbelstücken zu lesen. Zu entdecken gilt es bunte Video- und lustige Soundarbeiten, die allerdings reichlich wenig mit Alice im Wunderland zu tun haben.

Eine vierteilige Videoinstallation im großen Saal erinnert dann aber doch an die Transformationsprozesse Alice': Auf vier Screens, die im Kreis installiert sind, ist eine Drehtür projiziert, durch die Frauen verschiedenen Alters hindurchgehen. Nach jeder Umdrehung erscheinen diese in veränderter Form: als Prinzessinnen oder Teenager.

Die Installation, die den Verwandlungsprozess von Alice relativ einfach nachvollziehbar macht, gehört zu den inhaltlichen Höhepunkten. Sie führt aber auch vor Augen, dass die neuen Medien nicht notwendigerweise Wahrnehmungsverschiebungen initiieren, denn der Zauberwald im kleinen Saal wirkt vollkommen statisch.

Im Stiegenhaus werden Getränke ("Trink mich!") und Glückskekse ("Iss mich!") gereicht, die das Eintauchen in das Reich der Illusionen beschleunigen sollen. Trotzdem bleibt das "Wunderland", das hier in Form einzelner Versatzstücke (einzelne Textpassagen, eine Kaffeetasse auf einem rotierenden Plattenspieler oder eine Uhr, die die Zeit zurückdreht) präsentiert wird, seltsam versperrt.

Dass man die Geschichte multimedial und nicht in theaterüblicher Präsentation bearbeitet hat, ist prinzipiell bemerkenswert. Dass sie nicht wirklich ernst genommen wurde, wird auch dem jüngeren Publikum nicht gefallen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.1.2005)