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Rodrigo Granda, einer der mächtigsten Vertreter der FARC-Guerilla , wird nach seiner Verhaftung in Caracas der Öffentlichkeit präsentiert.

Foto: APA/AP/Fernando Vergara
Bogotá - Der venezolanische Präsident Hugo Chavez hat am Freitag alle politischen und wirtschaftlichen Kontakte mit dem Nachbarstaat Kolumbien auf Eis gelegt. Damit hat sich der jüngste Konflikt zwischen den beiden engen Handelspartnern um die geheimnisumwitterte Festnahme eines der mächtigsten Vertreter der marxistischen FARC-Guerilla zur heftigsten Krise seit Jahren ausgewachsen.

"Ich habe angeordnet, dass alle Vereinbarungen und Geschäfte mit Kolumbien gestoppt werden", erklärte Chavez am Freitag vor dem venezolanischen Parlament. Einen Tag zuvor hatte er den Botschafter des Landes aus Kolumbien zurückgerufen. "Unser Botschafter wird nicht zurückkehren, bevor sich die kolumbianische Regierung nicht entschuldigt", fügte Chavez hinzu. Es war zunächst unklar, wie weit die Sanktionen in der Praxis gehen.

Venezuelas Vize-Präsident José Vincente Rangel warf Kolumbien die Verletzung der staatlichen Souveränität seines Landes vor.

Uribe räumt Falschinformation ein

Der kolumbianische Verteidigungsminister Jorge Alberto Uribe hatte über Wochen bahauptet, der "Außenminister" der FARC-Rebellen, Rodrigo Granda, sei in der kolumbianischen Grenzstadt Cucuta festgenommen worden. Am Mittwoch räumte er ein, dass der Rebellenführer in Caracas gefasst und der Polizei in Cucuta gegen eine Belohnung übergeben worden sei. Über die Identität der Kopfgeldjäger und die Höhe der Summe wurde nichts mitgeteilt. Uribe betonte, kolumbianische Beamte seien nicht an der Aktion beteiligt gewesen.

Der venezolanische Vize-Präsident Rangel erklärte, er wisse nicht, ob sich der Verteidigungsminister über die Bedeutung seiner Äußerungen im Klaren sei. Schließlich habe er öffentlich zugegeben, dass Kolumbien Geld für die Entführung eines Menschen in einem anderen Staat gezahlt habe. Auf venezolanischer Seite seien Angehörige der Sicherheitskräfte in den Vorfall verwickelt.

Kolumbien lädt Kopfgeldjäger ein

Bei der Fahndung nach linksgerichteten Rebellen setzt die kolumbianische Regierung auch auf Kopfgeldjäger. Vizepräsident Francisco Santos erklärte, das Geld liege bereit, und die Belohnung für die Ergreifung von Rebellen sei hoch. Sie könne in der ganzen Welt ausgezahlt werden. "Hoffentlich kommen alle Kopfgeldjäger der Welt hierher", sagte Santos am Mittwoch in Bogota.

Venezuela ist Kolumbiens zweitgrößter Export-Markt. Das Volumen des bilateralen Handels beläuft sich auf 2,4 Milliarden Dollar. Die FARC-Rebellen sind seit 40 Jahren in Kolumbien aktiv. Seit Jahren wird vergeblich über eine Befriedung des lateinamerikanischen Landes verhandelt. (APA)