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Die präparierten Paletten, in denen das Kokain versteckt wurde

Foto: APA/ HERBERT PFARRHOFER

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140 Kilogramm Kokain - der größte Fund in der österreichischen Polizeigeschichte

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Wien – 16 Tonnen Mahagonibretter waren in dem Container, der den weiten Weg von Peru in eine Lagerhalle bei Graz gemacht hat. 70 Stück der edlen Hölzer hatten allerdings einen kleinen Fehler: Sie waren hohl, und in ihrem Inneren verbargen sich 140 Kilogramm Kokain. Am Mittwoch konfiszierte die heimische Exekutive das Rauschgift. Der größte Drogenfund in der heimischen Polizeigeschichte hat einen Verkaufswert von 100 Millionen Euro.

Operation "White box"

Ein Jahr lang waren internationale Polizeibehörden im Rahmen der Operation "White box" einer weltweit agierenden Bande auf der Spur gewesen. Die südamerikanischen Lieferanten und ihre kroatischen Abnehmer wollten eine neue Vertriebsstruktur in Europa aufbauen. Als Suchtgiftdepot wurde wegen der zentralen Lage Österreich ausgesucht. Weiteres Plus: Keiner der Verdächtigen hatte eine Verbindung zu Österreich.

Logistik getestet

Um die Logistik zu testen, schickten die Schmuggler im September zunächst einen Container mit zehn Millionen Stück gefälschter Zigaretten plus drei Kilo Kokain in die Steiermark. Zwei Kuriere nahmen einen Teil der bereits observierten Ware in Empfang und wurden an der Grenze zu Deutschland dann "zufällig" bei einer Zollkontrolle erwischt. Was die Hintermänner nicht weiter beunruhigte.

277 Kilo Kokain an Bord beschlagnahmt

Sie veranlassten stattdessen den Transport von zwei Kokainlieferungen. Schon das erste Schiff wurde im November 2004 aber im US-Bundesstaat South Carolina von der in die Operation eingebundenen amerikanischen Anti-Drogen-Behörde DEA gestoppt, die 277 Kilo Kokain an Bord beschlagnahmt.

Ohne Wissen der Bande, die in Österreich auf das Rauschgift wartete. Im Dezember wurden dann in Wien und der Steiermark zeitgleich fünf Menschen verhaftet: ein russisches Ehepaar, die als Vermittler aufgetreten waren, ein Kroate sowie ein Serbe und der Vertreter der Lieferanten, ein Uruguayer.

Zweite Lieferung

Das heimische Bundeskriminalamt musste dann nur noch auf die zweite Lieferung zu warten, die am Mittwoch eintraf. Die Qualität des Stoffes war übrigens außerordentlich gut: Der Reinheitsgrad betrug 85 Prozent, für den Verkauf hätte er auf die fünffache Menge gestreckt werden können, berichteten die Ermittler am Freitag bei einer Pressekonferenz im Innenministerium.

Ungeklärt ist vorerst noch, wo die Verdächtigen vor Gericht gestellt werden. Einen Auslieferungsantrag der USA gibt es noch nicht, zunächst werde die österreichische Justiz tätig werden, kündigte Bundeskriminalamtschef Herwig Haidinger an. (moe/DER STANDARD, Printausgabe, 15./16.1.2005)