Bild nicht mehr verfügbar.

ÖBB-Chef Rüdiger vorm Walde wird vom Führerstand ins wohlbestallte Ausgedinge verschoben. Hunderte, zum Teil nicht einmal 50-jährige Eisenbahner haben es mit der Frühpension auch nicht so schlecht erwischt.

Foto: APA/dpa/Berliner Verlag
Wien/Galtür - Rüdiger vorm Walde ist nicht der einzige Eisenbahner, der dieser Tage aus den ÖBB ausscheidet. Ehe der zum Personenverkehrschef degradierte ÖBB-General am Dienstag vom Aufsichtsrat in den Vorruhestand versetzt wird, haben dies bereits rund 600 Eisenbahner getan. Sie wurden zu Jahresbeginn in die Frühpension ausrangiert, erfuhr der STANDARD aus Kreisen des Verkehrsministeriums.

In der neuen Bahn bestreitet man zwar, dass es exakt 600 sind - es waren dem Vernehmen nach ein paar weniger -, nicht aber den Umstand, dass es mehr als fünfhundert Frühpensionierungen gegeben hat.

Billiger

"Weil das billiger ist, als sie in einem Dienstverhältnis zu halten", sagt ein hoher Bahnmanager zum STANDARD. Als aktive Beschäftigte kämen sie den Bund noch teurer, so die Argumentation, weil ihre Gehälter aufgrund der automatischen Vorrückungen stärker steigen würden als die Pensionszahlungen.

Laut Bundesbahngesetz (§ 2) sind Frühpensionierungen nach wie vor zulässig, und zwar unabhängig vom Alter des Betroffenen. Entscheidend ist, dass der Posten nicht nachbesetzt, also ersatzlos gestrichen wird.

Zur Erinnerung: Eigentlich wollte man im Dezember wegen der Pensionsreform-Debatte nicht mehr als 50 Mitarbeiter in die Frühpension schicken - obwohl mehr als 300 Fälle bereits startklar waren. Nun sind es doch doppelt so viele geworden.

Im Prinzip hätten sogar weitere 350 ÖBBler ihren Dienst für immer quittieren können, denn per 1. September waren exakt 952 Beschäftigte als "im zeitlichen Ruhestand" (also ohne Arbeitsplatz, Anm.) gemeldet.

Ideale Kandidaten

Die wären ideale Kandidaten für eine Pensionierung im alten Pensionssystem gewesen, heißt es in Gewerkschafts- und ÖBB-Kreisen unisono. "Aber dazu hat den neuen Bahnchefs wohl der Mut gefehlt." "Unsinn", kontert man dort, die Fälle seien formal nicht einwandfrei dokumentiert gewesen.

Dass Frühpensionierungen mit der "Pensionsharmonisierung" nun unattraktiver geworden seien, weil es Abschläge bis zu 20 Prozent gibt, glaubt man im ÖBB-Management nicht. Man könne die Differenz ja auch als Barabfindung auszahlen. Das dürfte auch erklären, warum Gewerkschaftschef Wilhelm Haberzettl dazu keinen Kommentar abgeben wollte.

Die Sorgen des Noch-ÖBB-Vorstands

Noch-ÖBB-Vorstand Rüdiger vorm Walde hat indes andere Sorgen: Er hat "zur Kenntnis genommen, dass man mein Ausscheiden aus dem ÖBB-Personenverkehr diskutiert", und muss mit seinem Aufsichtsrat über die Auflösung seines bis Ende Juli 2006 laufenden Vertrags verhandeln.

Das wird am Dienstag geschehen. Versüßt wird Vorm Walde sein Abschied mit rund 1,2 Mio. Euro: 750.000 Euro soll der Ex-ÖBB- Chef als Auszahlung des Vertrags kassieren, dazu kommt noch ein Jahresgehalt (ohne Bonus) als Abfertigung.

Er selbst hätte seine Arbeit ja gern fortgesetzt, sagte VW am Freitag in Galtür. "Ich sehe keine Flops, wir leisten grundsolide Arbeit und können Verkehrszuwächse vorweisen. Aber wenn es nicht mehr passt, muss man auseinander gehen."

Und: "Jede berufliche Karriere geht einmal zu Ende." Seine Lebensplanung habe immer so ausgesehen, dass er mit 60 Jahren in Pension gehe - unabhängig von den ÖBB. (Luise Ungerboeck, Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.01.2005)