Intendant Zanella vor der Seebühne in Klagenfurt

Foto: Wörtherseefestspiele Klagenfurt/Gert Eggenberger
Klagenfurt – Der Prüfbericht über das Finanzdebakel der Seebühne, aber auch die Traumgage für deren Intendanten Renato Zanella hat zu heftigen Turbulenzen geführt. Laut FPÖ soll die Wörtherseebühnen-Gesellschaft nicht in den Konkurs geschickt, sondern liquidiert werden. Damit muss auch mit Zanella ein neuer Vertrag ausgehandelt werden. VP-Klubchef Helmut Grilc fordert dagegen eine sofortige Auflösung des "Günstlingsvertrages zulasten der Steuerzahler". Kulturreferent Jörg Haider und die FPÖ stehen jedoch hinter Zanella, dessen Traumgage, mit rund 190.000 Euro, samt 30.000 Spesenpauschale, Dienstwohnung und Diensthandy etwa jene des Klagenfurter Stadttheater-Leiters Dietmar Pflegerl bei weitem übertrifft.

Vermutlich habe man mit der öffentlichen Gagendiskussion "dem Kulturreferenten eins auswischen wollen, dabei aber den armen Zanella getroffen", meint Haider und vermutet eine "Clique rund um Dietmar Pflegerl" hinten den bösen Ränken um die Offenlegung von Zanellas Klagenfurter Dienstvertrag. Pflegerl würde im Übrigen auf die gleichen Bezüge kommen, während Zanella als Ballettchef der Wiener Oper wesentlich mehr verdienen würde. Das allerdings stimmt so nicht. Pflegerl liegt mit 126.000 Euro deutlich drunter und auch Zanellas Opernvertrag ist mit rund 130.000 Euro wesentlich niedriger.

Der Seebühnen-Vertrag wurde übrigens nicht vom Geschäftsführer der WörtherseegesmbH. und vormaligen Cine Culture Carinthia, Berhard Sapetschnig, ausverhandelt, sondern von der Kulturabteilung. Das heißt im Klartext: zwischen Haider und Zanella.

"Chefsache" soll jetzt aber künftig auch die gesamte Seebühne werden. Der Kulturreferent überlege sich, die Bühne "in seine Eigenverantwortung zu übernehmen", deutet der Kärntner FP-Obmann Martin Strutz an. Bestätigt wurde ein Bilanzverlust von 2,1 Millionen Euro. Als Gründe dafür wurden schlechte Wetterverhältnisse genannt, denn "kaufmännisch ist alles in Ordnung gewesen", sagt FPÖ-Finanzreferent Karl Pfeifenberger.

Nach dem Willen der FPÖ soll die Seebühne im heurigen Sommer bespielt werden – auch wenn es dafür noch immer kein Programm gibt, da das von Zanella ursprünglich geplante Musical Napoleon mit Uwe Kröger in der Hauptrolle bekanntlich platzte. 1,5 Millionen Euro stünden dafür bereits zur Verfügung, ließen die FP-Politiker verlauten.

Doch da sind heftige politische Troubles vorprogrammiert. Denn der Koalitionspartner SPÖ will davon nichts wissen. SP-Chef Peter Ambrozy begrüßt zwar die Liquidierung der Seebühnen-Gesellschaft, beharrt jedoch auf einem Spielstopp für 2005. Außerdem will Ambrozy die Seebühnen-Intendanz neu ausschreiben. (stein/DER STANDARD, Printausgabe, 15./16.01.2005)