Wien - In Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie gibt es offenbar erhebliche Differenzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Denn sowohl Frauen als auch Männer sprechen sich mehrheitlich dafür aus, dass die Mutter bis zum Schuleintritt des Kindes zu Hause bleibt. Laut Familienbericht 1999, der am Montag vom Katholischen Familienverband (KFÖ) in Wien präsentiert worden ist, steigt jedoch jede dritte Frau nach dem Ende der Karenzzeit wieder in das Erwerbsleben ein. Die Gründe dafür sind demnach unterschiedlich. 75 Prozent der befragten Österreicherinnen haben laut KFÖ angegeben, wieder arbeiten zu gehen, weil sie Geld brauchen. 37 Prozent erklärten, dass ihnen die Decke auf den Kopf falle und sie Anerkennung auch außerhalb des Haushaltes bekommen wollen. Ein Fünftel der Frauen hat nach Angaben des Familienverbandes die Befürchtung geäußert, ein späterer Wiedereinstieg könne zum Verlust des Arbeitsplatzes - oder zu einem Handikap bei der Arbeitsuche - werden. Bis zum Schuleintritt Dienstfrei Tatsächlich rangiert laut Familienbericht jedoch der Wunsch "Frau unterbricht bis zum Schulalter" bei den heimischen Eltern ganz oben. 28 Prozent der Männer und 26 Prozent der Frauen haben dafür votiert. 26 bzw. 20 Prozent hielten die Option "Frau unterbricht für zwei Jahre Karenz" als die günstigste. Von den Müttern, deren Sprösslinge 1990 oder später geboren sind, haben sich sogar drei Viertel für zumindest zwei Jahre Karenz ausgesprochen. Johannes Fenz, der Präsident des Katholischen Familienverbandes, forderte bei der Präsentation des Berichtes, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf garantiert werden müsse. Er verwies auf die gleichlautende Ankündigung im neuen Regierungsprogramm. Das Versprechen sei nun aber mit Taten auszufüllen, erklärte Fenz: "Es muss einzig und allein darum gehen, dass die individuelle, persönliche Wahlfreiheit ermöglicht wird." Warnung vor Lockerung des Kündigungsschutzes Ein besonderes Anliegen sei ihm, dass auch die Väter in die Pflicht genommen werden. Laut Fenz soll es gemäß dem Koalitionsabkommen zwischen ÖVP und FPÖ ab dem 1. Jänner 2002 möglich sein, drei Jahre Kindergeld zu beziehen - falls der männliche Elternteil das dritte Karenzjahr in Anspruch nimmt. Eine Verschlechterung dürfe es für erwerbstätige Mütter und Väter aber nicht geben geben, betonte der KFÖ-Präsident. Johannes Fenz warnte vor allem vor einer Lockerung des Kündigungsschutzes bei der Rückkehr nach der Karenzzeit. Außerdem befürwortete Fenz eine höhere Zuverdienstgrenze für Bezieher des Kinderbetreuungsgeldes. Auch damit werde es leichter, Beruf und Familie zu vereinbaren, weil es nicht mehr zwingend notwendig ist, aus dem Job auszusteigen, erklärte der Präsident des Familienverbandes. (APA)