Wien - Der Countdown für das Welt-Handysystem UMTS (Universal Mobile Telecommunications System), das den heutigen Mobilfunkstandard GSM zunächst ergänzen und längerfristig ablösen wird, läuft. In den nächsten 18 Monaten werden weltweit 100 Lizenzen vergeben, in Österreich sollen voraussichtlich vier Lizenzen noch vor Jahresende versteigert werden. Ab 2002 soll UMTS dann weltweit gleichzeitig eingeführt werden. max.mobil und Siemens haben heute, Montag, den ersten UMTS-Live-Call in Österreich durchgeführt. UMTS ist das "Eingangstor in die Internetwelt auf mobilen Endgeräten", stellte Josef Franz Huber, Vice Chairman des UMTS Forum, heute vor Journalisten fest. UMTS ermöglicht eine schnelle Übertragung in Echtzeit von Bild und Ton. Der Kunde ist dabei ständig - wie auch beim paketorientierten Dienst GPRS (General Packed Radio System), den Mobilkom und max.mobil noch vor Herbst starten wollen - online, bezahlt aber nur den effektiven Informationsfluss. Zum Vergleich: GSM erlaubt Übertragungsraten von 9,6 Kilobit pro Sekunde (kB/sec), GPRS in der ersten Stufe 120 kB/sec und in der zweiten 200 kB/sec, bei UMTS liegt die Geschwindigkeit bei 2.000 kB/sec. Der Übergang von GSM zu UMTS wird fließend sein, erläuterte max.mobil-Geschäftsführer Friedrich Radinger. Die ersten UMTS-Endgeräte werden demnach auch GSM-kompatibel sein. Das Handy wird mit UMTS zum multifunktionellen Begleiter, ist Radinger überzeugt. Ein Beispiel: Morgens fungiert das Handy als Wecker, aktiviert die Kaffeemaschine, liefert auf dem Weg zur Arbeit die individuelle Nachrichtenauswahl, eruiert Flugzeiten für die Geschäftsreise inklusive Buchung, spielt zwischendurch ausgewählte MP3-Songs ab, ermöglicht unterwegs Internet-Shopping und dient am Zielort als Reiseführer. Gleichzeitig überwacht das Handy ständig die Vitalfunktionen des Kunden und schlägt - etwa bei zu hohem Blutdruck - Alarm. Der Kontakt zum Arzt kann dann ebenfalls über das Handy aufgenommen werden. Von den bis 2010 in Europa erwarteten 250 Millionen Mobilfunknutzern wird ein Drittel mit UMTS das komplette Anwendungssystem von Sprache bis Multimedia nutzen, die restlichen 160 Mill. werden weiterhin vor allem Sprach- und geringe Datenübertragung einsetzen, prognostizierte Radinger. In Österreich rechnet Radinger ab 2003 mit einer kontinuierlichen Zunahme der UMTS-Kunden. "Bis 2013 wird die Mehrheit der über 6 Millionen österreichischen Mobilfunkkunden UMTS verwenden". Der Begriff Welt-Handy stimmt allerdings nur begrenzt, da in den USA das für UMTS notwendige Frequenzband (2500 bis 2690 MHz) bereits für den zweiten Mobilfunkstandard (u.a. GSM) vergeben wurde. UMTS werde in den USA daher nur mit geringeren Geschwindigkeiten und eingeschränkten Diensten genutzt werden können, da UMTS in den USA über GPRS mit GSM verbunden werde, erläuterte Huber. Jeder österreichische UMTS-Betreiber muss mindestens 2x15 MHz und 5 MHz ungepaart bekommen, um - wie EU-weit vorgeschrieben - alle UMTS-Dienste anbieten zu können, betonte Huber. In Österreich stehen insgesamt 2x60 MHz für UMTS zur Verfügung. Die Investitionen für den Aufbau eines UMTS-Netzes schätzt max.mobil auf mindestens 20 Mrd. S (1,45 Mrd. Euro) pro Betreiber. Beim heutigen UMTS-Live-Call wurde über eine ISDN-Leitung per Bildtelefon in Österreich die Verbindung mit dem UMTS-Testnetz von Siemens in München aufgenommen. Während der Autofahrt im Siemens-Testgelände wurden Bild und Ton in Echtzeit übertragen. (APA)