Prag - Die meisten Tschechen wollen laut einer TV-Blitzumfrage bei der geplanten Volksabstimmung über die EU-Verfassung dagegen stimmen. Der tschechische Fernsehkanal "Prima" strahlte am heutigen Sonntag eine politische Debatte aus, in deren Verlauf die Zuseher per SMS ihre Meinung zu dem Dokument zum Ausdruck bringen sollten. Auf die Frage, ob sie die EU-Verfassung beim Referendum unterstützen würden, antworteten 69 Prozent mit Nein und 31 Prozent mit Ja.

Allerdings kann man die Befragung nicht als ganz repräsentativ bezeichnen. Auch wurde nicht bekannt gegeben, wie viele SMS im Laufe der 40-minütigen Debatte angekommen sind. Und in einer Eurobarometer-Umfrage von Ende 2004 hatten 63 Prozent der Tschechen die EU-Verfassung unterstützt, während 18 Prozent dagegen waren. 19 Prozent der Befragten hatten damals noch nicht gewusst, wie sie stimmen würden.

Zwei Drittel der tschechischen Abgeordneten im Europaparlament gegen EU-Verfassung

Auf der anderen Seite korreliert das Ergebnis der "Prima"-Blitzumfrage mit der Abstimmung der tschechischen Abgeordneten im Europaparlament am vergangenen Mittwoch: Zwei Drittel der 24 EU-Parlamentarier des Landes stimmten gegen die EU-Verfassung.

Gegen die EU-Verfassung tritt die tschechische Opposition auf - die konservative Demokratische Bürgerpartei (ODS) und die Kommunisten (KSCM), die seit Monaten bei Wählerumfragen in dieser Reihenfolge die Plätze eins und zwei der Beliebtheitsrangliste besetzen. Demgegenüber wirbt die Regierungskoalition des sozialdemokratischen (CSSD) Ministerpräsidenten Stanislav Gross, die im 200-köpfigen Unterhaus nur eine knappe Mehrheit von 101 Stimmen hat, für die EU-Verfassung.

Praktisch alle Parteien sind mit der Durchführung einer Volksabstimmung über die EU-Verfassung einverstanden, allerdings wird über den Termin gestritten. Die ODS wünscht sich das Referendum spätestens bis Ende dieses Jahres, wozu sie vor einigen Tagen einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorgelegt hat. Demgegenüber möchte die Regierungskoalition die Abstimmung gleichzeitig mit den für das Frühjahr geplanten Parlamentswahlen durchführen. (APA)