Jena/Köln - In den Parlamenten in Deutschland gehen nach einer Studie der Universität Jena bis zu 50 Prozent der Abgeordneten Nebentätigkeiten nach. "In Baden-Württemberg sind über 50 Prozent der Abgeordneten im Landtag nebenberuflich tätig", sagte der Soziologieprofessor Heinrich Best gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Das sei im Berliner Abgeordnetenhaus ähnlich, das sich als Teilzeitparlament verstehe.

Der Anteil an Abgeordneten mit Nebenjobs sei in West- und Ostdeutschland sehr unterschiedlich. "Der Anteil bei westdeutschen Landtagsabgeordneten liegt bei über 40 Prozent, bei Ost-Landtagsabgeordneten sind es rund 26 Prozent."

Im Bundestag hätten 29 Prozent westdeutscher Abgeordneter einen Nebenjob und sieben Prozent der Ost-Abgeordneten. Bundestagsabgeordnete gäben acht Stunden Aufwand pro Woche für Nebentätigkeiten an, Landtagsabgeordnete rund 17 Stunden. Best hatte rund 950 Abgeordnete sowie 550 ehemalige Parlamentarier befragt.

Mehrheit der Deutschen skeptisch

Die große Mehrheit der Deutschen betrachtet geheime Nebeneinkünfte von Politikern mit Skepsis. 86 Prozent glauben, dass die Volksvertreter mit den nicht veröffentlichten Zahlungen beeinflussbar werden, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL ergab. Während dies 87 Prozent der Unionsanhänger glauben, sind es bei der PDS sogar 100 Prozent. In der kritischen Sicht auf die verdeckten Einkünfte gibt es keine Unterschiede bei West- und Ostdeutschen.

Jeder zweite Befragte gab an, dass sein Vertrauen in Politiker wegen der Veröffentlichungen der vergangenen Wochen gesunken sei. In Ostdeutschland waren dies sogar 59 Prozent. Am größten ist der Vertrauensverlust bei PDS-Anhängern mit 58 Prozent, am geringsten bei den Grünen mit 42 Prozent. An der Umfrage beteiligten sich am 13. und 14. Jänner 1.006 Personen. (APA/dpa)