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Wien - Die These von Michael O'Higgins (siehe auch "Nachholbedarf: Kann's der DAX auch?" ) kurz und grob zusammengefasst: Die Investition in die fünf renditestärksten Aktien (bezogen auf die Dividende) eines Qualitätsindex jeweils über zwölf Monate erbringt bessere Ergebnisse als eine Investition in den Index bzw. alle Index-werte.

O'Higgins hatte seine Theorie am Dow Jones Industrial Index getestet und damit über einen längeren Zeitraum gute Erfolge erzielt. Wir haben versucht, diese Theorie auf die Wiener Börse, genauer auf den ATX, umzulegen. Die Ergebnisse für das Jahr 2003 waren zwiespältig, denn die Rendite-Kaiser konnten zwar um 33,8 Prozent zulegen, der ATX kletterte aber im gleichen Jahr um fast 40 Prozent.

Eine Zwischenwertung für das zweite Halbjahr 2003 zeigte dagegen bereits ein wesentlich besseres Bild: Die fünf nach O'Higgins-Kriterien ausgewählten Werte stiegen um 28,6 Prozent, während der ATX "nur" 20 Prozent Zuwachs aufwies. Umso interessanter die Bilanz für das Wiener-Börsen-Rekordjahr 2004: Die Aktien mit der höchsten Dividendenrendite waren zu Jahresbeginn Boehler-Uddeholm, Flughafen Wien, OMV, Semperit und Voestalpine.

Während der ATX sich in den gut zwölf Monaten zwischen 7. Jänner 2004 und 12. Jänner 2005 um 50,3 Prozent verbesserte, erzielten die fünf Aktien einen durchschnittlichen Zuwachs von 64,3 Prozent. O'Higgins-Fans kamen also diesmal auch in Österreich voll auf ihre Rechnung.

Wie geht es weiter?

Stellt sich natürlich die Frage: Wie geht's weiter? Geht man von den Dividenden-Erwartungen für das vergangene Geschäftsjahr aus, ändert sich in der Auswahl nur ein Titel: Die seit der ursprünglichen Auswahl am stärksten gestiegene OMV wird durch Wienerberger ersetzt. Die durchschnittliche Dividendenrendite hat sich freilich durch den Kursanstieg wesentlich verringert, nämlich von 4,4 Prozent auf 3,6 Prozent, sofern man die erwarteten Dividenden-Erhöhungen für das Geschäftsjahr 2004 zugrunde legt. Und diese Erwartungen sind nicht unbescheiden. Bei Boehler rechnen Analysten mit vier Euro nach 2,50, bei Voestalpine mit 2,40 Euro nach 1,60. Steigerungen werden auch bei Semperit und Wienerberger kalkuliert.

Aber selbst wenn man von unveränderten Dividenden ausgeht, was in Anbetracht der guten Zwischenberichte kaum zu erwarten ist, beträgt die Durchschnittsrendite der fünf Aktien auf Kursbasis Anfang Jänner noch 2,7 Prozent. Trotzdem ist eine Wiederholung der vorjährigen Kursgewinne kaum zu erwarten.

Kommt es zu dem schon länger prognostizierten Zinsanstieg am Anleihemarkt - in jüngerer Zeit lagen die Prognosen eher daneben - so ist die erwartete Rendite noch immer eine gute Absicherung der Aktienkurse nach unten. (dol, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.1.2005)