Wegen "mangelnder Zusammenarbeit" mit dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag habe das State Department Sanktionen gegen Serbien beschlossen, erklärte der US-Botschafter in Belgrad, Michael Polt.

Die finanzielle Hilfe von insgesamt 40 Millionen Dollar soll eingefroren, die Aufnahme Serbiens in die Welthandelsorganisation verhindert, und die finanzielle Unterstützung für die nationale Fluggesellschaft Jat und die schon vereinbarten Direktflüge in die USA suspendiert werden. Des weiteren werde die USA amerikanische Wirtschaftsberater aus serbischen Ministerien zurückziehen. Das alles werde negative Folgen auf Wirtschafts- und Steuerreformen in Serbien und zukünftige Auslandsinvestitionen haben, sagte Botschafter Polt.

Man sei "überrascht" über die Maßnahmen der USA, die "keineswegs demokratische Prozesse und wirtschaftliche Reformen in Serbien fördern", verkündete die von den Sozialisten des Den Haager Häftlings, Slobodan Milosevic, unterstützte serbische Minderheitsregierung. Premier Vojislav Kostunica, beharrte bisher darauf, dass sich mutmaßliche Kriegsverbrecher "freiwillig" dem UNO-Tribunal stellen, weil ihre "Verhaftung und Auslieferung" angeblich die Sicherheitslage Serbiens gefährden würden.

Serbiens Präsident, Boris Tadic, forderte dagegen von der serbischen Regierung "die internationale Isolation, den wirtschaftlichen Untergang Serbiens und die Verarmung der Bürger" aufzuhalten und "dringend" die Probleme mit dem UNO-Tribunal zu lösen.

Kritiker monierten, dass die Haltung der serbischen Regierung gegenüber der internationalen Gemeinschaft Serbien schweren Schaden zufügen und europäische Integrationsprozesse aufhalten könne. Schon im Vorjahr waren Auslandsinvestitionen wegen der unsicheren politischen Lage zurückgefallen. Die EU könnte Washingtons Kurswechsel gegenüber Serbien bald folgen.

Die konkursreife serbische Fluggesellschaft Jat werden die verhängten Sanktionen der USA schwer treffen. Wegen dem Streik der Piloten, die seit zwei Monaten kein Gehalt bekommen haben, wurden schon alle Jat-Flüge zwischen Wien und Belgrad abgesagt. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.1.2005)