Zeit
Hitler wollte den Papst enführen lassen
Pius XII. sollte als "Freund der Juden" in Württemberg festgesetzt werden - Zeitungsbericht beruft sich auf Zeugenaussage eines SS-Generals
Rom - Adolf Hitler wollte im Frühjahr 1943 bei einer
"Operation Rabat" Papst Pius XII. aus dem Vatikan entführen und im
Schloss Lichtenstein in Württemberg festsetzen. Das geht aus einer
beeideten Zeugenaussage des SS-Generals Karl Friedrich Otto Wolff
hervor, über die die Tageszeitung "Avvenire" laut Kathpress-Meldung
berichtet. Wolff, damals SS- und Polizei-Chef in Italien, habe
demnach "von Hitler persönlich den Befehl erhalten, Papst Pius XII.
zu entführen", den der "Führer" für "anti-nationalsozialistisch" und
"einen Freund der Juden" hielt. Wolff soll gegen den Plan gewesen sein und die Sache zunächst
hinausgezögert haben. Anfang Mai 1944 habe Hitler ihm ein Ultimatum
gesetzt, aus Angst, der Papst könnte mit den Alliierten kooperieren.
Wolff habe sich sofort um eine Begegnung mit dem Papst bemüht. Bei
einer Audienz am 10. Mai - einen Monat vor dem Abzug der Deutschen
aus Rom - habe er Pius XII. dann über die Absicht Hitlers informiert.
Auch wenn der Befehl Hitlers nicht ausgeführt wurde, sei die
Situation damals höchst gespannt gewesen, betonte der deutsche
Historiker und Jesuitenpater Peter Gumpel im Gespräch mit
"Kathpress". So habe etwa der britische Vatikan-Botschafter, der
während der Besetzung Roms durch die Deutschen sein Büro auf
vatikanischem Staatsgebiet hatte, seine gesamten Dokumente verbrannt. (APA)