Wien/Rom/Berlin - Der Bub aus Ungarn trug beim Skifahren keinen Helm. Daher prallte er, als er vergangene Woche im Skigebiet Klippitztörl (Kärnten) stürzte und über den Pistenrand schlitterte, mit ungeschütztem Kopf gegen einen Holzzaun.

Die Folge: Ein Schädel-Hirn-Trauma. Mit dem Rettungshubschrauber wurde der lebensgefährlich verletzte Zehnjährige ins LKH Klagenfurt geflogen und dort in künstlichen Tiefschlaf versetzt: Einer der schlimmen von jährlich etwa 1200 Kinder-Skiunfällen mit Kopfverletzungsfolgen - rund jeder siebente der insgesamt 8800 Skiunfälle von unter 15-Jährigen im Jahr 2003 endete so.

Schädelschutz

Das Tragen eines Skihelms könnte rund 80 Prozent dieser Kopfverletzungen verhindern, appelliert nun das Wiener Institut "Sicher Leben". Eltern seien aufgefordert, ihren Nachwuchs beim Wintersport mit einem Schädelschutz auszustatten. Übrigens auch bei anderen Sportarten (Radfahren, Eislaufen, Reiten . . .), bei denen höhere Geschwindigkeiten erreicht werden.

Eine Skihelm-Tragepflicht, wie sie seit Jahresbeginn in Italien besteht, ist in Österreich indes noch nicht in Griffweite. Die italienische Regelung ist mit einem Bußgeld zwischen 30 und 150 Euro belegt. Sie gilt für Skifahrende bis 14 Jahre sowie beim Benutzen von motorisierten Zweirädern für alle.

Mit Beginn der Wintersaison 2004/05 hat auch der Deutsche Skilehrerverband seine Mitglieder verpflichtet, den Helm in Kursen zur Pflicht zu machen. Immerhin verunglücken jedes Jahr 60.000 Deutsche beim Skifahren und Snowboarden.

Behelmte Pistenflöhe

Statistisch betrachtet akzeptieren Kinder den Skihelm eher als Jugendliche und Erwachsene. Mehr als die Hälfte der Pistenflöhe unter sieben Jahren, doch nur 20 Prozent der Sieben- bis Zehnjährigen tragen ihn, heißt es beim Institut "Sicher Leben". Gefährdet sind laut Experten aber auch die Halbwüchsigen: Junge Menschen verfügten über eine schwächere Muskulatur, andere Körperproportionen und weichere Knochen als die erwachsenen. (bri, neu, DER STANDARD Printausgabe 17.1.2005)