Das neue Steirereck im Stadtpark

Foto: derStandard.at/Eder
Am Montag ließen die Betreiber erste Blicke in das teils schlicht-elegante, teils grotesk-barocke Restaurant werfen.´

Wien – Essen ist Theater. So wie alles, was von der Notwendigkeit zur Kunst wird. Und deshalb, erzählte Heinz Reitbauer junior am Montag, habe sein Vater – Heinz Reitbauer senior – gesucht, gefunden und verkündet, die ideale Spielstatt gefunden zu haben: Das Steirereck werde in die Meierei ziehen. In den Wiener Stadtpark also.

Gestern, viereinhalb Jahre nach der Verkündigung, war Vorpremiere: Zu Mittag wurde die Presse, am Abend der Bürgermeister und andere staatstragende Esser bewirtet.

Überraschender Umbau

Doch während die Küche sich im – so die Gourmetjournalisten einhellig – „gewohnt großartigen Rahmen“ bewegt, überrascht der Umbau doch: Zum einen, weil die Denkmalschützer dem Architekten Wolfgang Brenner bei der Außenhülle sehr viel Spielraum gönnten: Viel Licht und viel Glas verblasen auch die letzten Spuren der Muffigkeit der alten Meierei. Zum anderen aber, weil die Bundestheaterausstatter „Art for Art“ drinnen „große Bühne“ spielten. Mit zurückhaltender, geradliniger Eleganz im Hauptgastraum und in der „Milchtrinkhalle“ auf dem Wienfluss-Promenadenniveau. Aber sonst umso verspielter, mit an den grotesk-pompösen Yuppie-Barock der 90er-Jahre gemahnendem Gestaltungsfuror: Unter dem Dach wurde ein Vorhang dort gemalt, wo der Denkmalschutz ein Panoramafenster auf die City verweigerte. In der „Ess-Bar“ im Eingangsbereich tafelt man an einer goldenen Bar-Tafel – und vor dem Klo plätschert ein (das Bedürfnis nicht unbedingt zügelnder) Wasserfall. Ach ja: Die Terrassen haben Fußbodenheizung.

Light-Linie

Gastronomisch wollen die Reitbauers ab 24. Jänner (der Eröffnung) mittags mit einer Light-Linie punkten. Abends werden zwei Linien gefahren (Genaueres bei Florian Holzer im Rondo) – und Raucher bittet man, bis 22 Uhr die Luft im Speisesaal nicht zu verpesten. Freilich habe das nichts mit Anti-Raucher-Militanz zu tun, versicherte Reitbauer: Nach der kulinarischen Aufführung komme der Zigarrenwagen weiterhin zum Einsatz. Schließlich sei auch das Rauchwerk danach Teil der Inszenierung. Nicht nur beim Essen. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD Printausgabe 17.1.2005)