Bisher wurden an Mäusen und an Makaken bestimmte Antikörper getestet, die in Katingers Labor entwickelt wurden. Zu Beginn dieses Jahres starteten mit finanzieller Unterstützung des renommierten US-amerikanischen National Institute of Health (NIH) die ersten klinischen Studien in Südafrika, die die Übertragung des Virus von der Mutter auf das Kind hemmen sollen. Bei positiven Ergebnissen könnte man überlegen, die Technologie an die stark betroffenen Länder wie Südafrika zu transferieren, mit dem Ziel, dem Land selbst hinkünftig kostengünstig die Herstellung der Antikörper zu überlassen. Südafrika ist laut Vereinten Nationen derzeit das Land mit den meisten Aidsinfizierten (4,2 Millionen), jede vierte Frau zwischen 20 und 29 Jahren ist dort HIV positiv. Katinger und sein rund 40-köpfiges Team, bestehend aus Biotechnologen, Chemikern und Biologen, ließen in den letzten Jahren mit der Entwicklung von drei gegen das Aidsvirus immunisierenden Antikörpern (C2F5, C2G12 and C4E10) aufhorchen, die heute als Standardtool in der weltweiten Aidsforschung eingesetzt werden. Die Antikörper werden zurzeit in der Unterbrechung der HAART-Therapie (siehe Wissen) eingesetzt sowie in weiteren klinischen Studien chronisch infizierter Aidspatienten.
Forschung Spezial
Standardwerkzeuge der Aidstherapie
Forschung aus Österreich verfolgt innovative Therapieansätze
"Was ist ein gesunder Mensch wert?", fragt Hermann Katinger, Inhaber und Geschäftsführer der Firma Polymun Scientific und Professor am Institut für Angewandte Mikrobiologie der Universität für Bodenkultur. Denn rund 200 Euro würde es vermutlich kosten, ein Baby vor der Infektion mit dem in Afrika meist tödlichen HI-Virus zu schützen, das bei der Geburt oder durch die Milch der infizierten Mutter übertragen wird.
Auch Ugichem, eine 1998 gegründete biopharmazeutische Firma im Life Science Center Innsbruck, arbeitet mit innovativen Methoden. Von Tirol aus ist man mit der Entwicklung eines therapeutischen HIV-Medikaments mittels Antisense-Technologie beschäftigt. Diese ermöglicht ein früheres Eingreifen in den Krankheitsprozess als herkömmliche Medikamente. Dadurch können die unterschiedlichsten Krankheiten wie Virus- und Entzündungskrankheiten oder Krebs mit derselben Strategie bekämpft werden. Bis zur Marktreife des Medikaments dürften noch sieben bis acht Jahre vergehen, schätzt Holger Bock, Geschäftsführer von Ugichem. Das Unternehmen wird im Rahmen der Initiative "Life Science Austria" der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (AWS) unterstützt. (em/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. 1. 2005)