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Foto: APA/HARALD SCHNEIDER
Linz - "Siemens wird sich was überlegen müssen, so leicht kriegen die uns nicht." Sätze wie diese waren nach der VA-Tech-Hauptversammlung am Montag im Design Center in Linz häufig zu hören, als sich die Schiebetüren des Saales nach drei Stunden öffneten.

Zuvor hatten rund 600 Aktionäre, die etwas mehr als 56 Prozent des VA-Tech-Kapitals repräsentierten, ihre Macht demonstriert und Großaktionär Siemens (16,45 Prozent) einen Denkzettel verpasst. Der Elektromulti wollte die 25-prozentige Stimmrechtsbeschränkung aus dem VA-Tech-Statut streichen, verfehlte allerdings die dafür notwendige Dreiviertelmehrheit.

Kontroversielle Diskussion

Ehe Siemens mit dem von der Verstaatlichtenholding ÖIAG unterstützten Begehren, das künftige Abstimmungen über wichtige Unternehmensentscheidungen deutlich erleichtern sollte, abblitzte, wurde zweieinhalb Stunden sehr kontroversiell diskutiert. Insbesondere ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis - er ist zugleich Aufsichtsratspräsident der VA Tech - wurde heftig attackiert.

Zum einen, weil die ÖIAG beschlossen hat, ihre 14,69 Prozent zu 55 Euro je Aktie und damit um fünf Euro unter dem aktuellen Börsenkurs an Siemens zu verkaufen. Anderseits, weil Michaelis nur Fragen zulassen wollte, die unmittelbar die Abschaffung des Höchststimmrechts betrafen.

Das ärgerte die Aktionäre. "Herr Präsident, Sie haben heute russische Verhältnisse geschaffen", tönte etwa Aktionär Kurt Friedreich. Das nachgesetzte "Sie schenken neun Millionen Euro her, wenn Sie um 55 Euro verkaufen. Das ist Staatsvermögen!" erntete tosenden Applaus, was Michaelis allerdings nicht aus der Ruhe zu bringen vermochte.

"Zwangsweise Enteignung"

"Wir handeln immer fair und ausgewogen und im Rahmen der Tagesordnung", konterte der ÖIAG-Vorstandssprecher mit steinerner Miene. Stimmung gegen eine "zwangsweise Enteignung", welche durch eine Abschaffung des Höchststimmrechts erleichtert würde, machte Anwalt Georg Vetter.

Eine solche könnte ohne Höchststimmrecht in Form einer Zwangsabfindung oder durch den Verkauf von Unternehmensteilen erfolgen.

Vetter kritisierte Siemens, weil der Elektronikkonzern Verlässlichkeit vermissen lasse. Schließlich sei die einjährige Sperrfrist aufgehoben worden, weil Siemens versprochen habe, das Übernahmeangebot an keine Bedingungen zu knüpfen. "Nun gibt es gleich fünf Bedingungen!"

Und zu Michaelis: "Doktor Michaelis, geben Sie mir Ihre Aktien, ich verkaufe sie zum Börsenkurs, und den Rebbach teilen wir uns dann!"

Ederer: Eine Aktie - eine Stimme

Dagegen vermochte Siemens-Vorstand Brigitte Ederer wenig auszurichten. Sie betonte, jede Aktie sollte eine Stimme haben. In der VA Tech hat ein Aktionär nun weiterhin lediglich maximal 25 Prozent der Stimmen.

Der Übernahmepoker bleibt damit spannend, denn Siemens kann das Angebot nun bis 4. Februar zurückziehen. Insider halten dies allerdings für unwahrscheinlich, eher schon dürfte Siemens aufbessern.

Damit sollten Fonds wie Goldman Sachs und Fidelity zufrieden gestellt werden. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.01.2005)