Stuttgart/München - Bosch hat seine Mobiltelefonsparte an Siemens verkauft. Die Kartellbehörden müssten dem Verkauf noch zustimmen, teilte die Robert Bosch GmbH (Stuttgart) am Montag mit. Ein Siemens-Sprecher sagte, der Konzern stärke mit der Übernahme seine Position als drittgrößter Handy-Anbieter in Europa. Siemens übernimmt von Bosch die Entwicklung der Geräte im dänischen Pandrup mit rund 350 Mitarbeitern. Unbeeinflusst davon bleibt zunächst die Fertigung in Dänemark. Das Werk mit einer jährlichen Kapazität von 4,5 Millionen Mobiltelefonen soll auf ein noch ungenanntes Unternehmen übertragen und mit Aufträgen von Siemens fortgeführt werden. Gespräche mit mehreren Unternehmen über einen Einstieg in die Fertigung stünden kurz vor dem Abschluss, teilte Bosch mit. Die Siemens AG (Berlin/München) hatte im vergangenen Jahr bei Mobiltelefonen in Europa nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 10,3 Prozent und rückte auf Rang drei hinter den Konkurrenten Nokia und Motorola vor. Bosch kam auf einen Anteil von zwei Prozent. Laut früheren Angaben will Siemens den Absatz in diesem Jahr auf 30 Millionen Geräte verdreifachen. Die Übernahme der Bosch-Aktivitäten sei dabei noch nicht berücksichtigt, sagte der Konzernsprecher. Siemens werde auch von den Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von Bosch stark profitieren. Der Vertrag zwischen Bosch und Siemens umfasst die GSM- Mobiltelefone und betrifft auch rund 50 Mitarbeiter, die in Salzgitter mit der Entwicklung von Mobiltelefonen beschäftigt sind. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Entwicklung und Fertigung sollen zeitgleich im April auf die neuen Besitzer übertragen werden. Die rund 100 Mitarbeiter in Vertrieb und Verwaltung in Frankfurt sollen von Bosch oder Siemens neue Arbeitsplatzangebote erhalten. Sobald auch die Fertigung in Dänemark verkauft ist, hat Bosch die Trennung von der Kommunikationssparte abgeschlossen. Der Konzern hatte sich zur Trennung von der Mobiltelefon-Sparte entschlossen, da der Bereich als zu klein galt, um mit der Entwicklung auf dem Markt dauerhaft Schritt zu halten. Der größte unabhängige Automobilzulieferer der Welt setzte in der Gruppe 1999 nach vorläufigen Zahlen 54 Milliarden DM (27,61 Mrd Euro) um, dazu trug die Kommunikationstechnik 5,3 Milliarden DM bei. Weiterhin interessiert ist Siemens nach eigenen Angaben im Zuge der Verstärkung seiner informationstechnischen Dienstleistungen an der DaimlerChrysler-Tochter Debis Systemhaus. Die Gespräche dazu liefen noch, erklärte eine Firmensprecher. Angeblich soll neben Siemens nur noch die Deutsche Telekom im Rennen um die Daimler-Tochter sein. Siemens sieht eine etwaige Übernahme der Debis Systemhaus als Verstärkung seines Dienstleistungsgeschäfts, das bei der Siemens-Tochter SBS konzentriert ist. Wann Debis Systemhaus konkret verkauft wird, ist derzeit noch offen. (APA/dpa/Reuters)