Dieses jüngste Ereignis, hervorgerufen durch ein Seebeben, ist auch Thema der zweiten Weltkonferenz für Katastrophenvorbeugung, die in Kobe stattfindet: Ab heute, Dienstag, treffen sich rund 3000 Delegierte aus 120 Ländern, die bis Samstag einen internationalen Plan zur Schadensbegrenzung durch Naturgewalten verabschieden wollen. Österreich wird mit vier Delegierten vertreten sein.
Auf der ersten Katastrophenschutz-Weltkonferenz im Mai 1994 in Yokohama hatten die Abgeordneten die "Yokohama-Strategie" unterzeichnet: Einige Leitlinien für Prävention, Bereitschaft und Entschärfung von Risiken durch Umweltkatastrophen. Die zweite Konferenz in Kobe hat weiterführende Ziele: die Yokohama-Strategie zu aktualisieren; bewährte Erfahrungen und Methoden zu implementieren; Handlungsbedarf und neue Anforderungen zu benennen - zum Beispiel die bereits angekündigte Errichtung von Tsunami-Überwachungsnetzwerken, wie sie für den Pazifik bereits bestehen.
Der Koordinator der UNO-Hilfseinsätze, Jan Egeland, fordert darüber hinaus ein weltweites Frühwarnsystem - nicht nur für Flutwellen, sondern für Naturkatastrophen jeglicher Art: "Das System sollte in der Lage sein, auf Naturkatastrophen zu reagieren, die sich fast täglich ereignen, und nicht nur auf Tsunamis, die sehr selten sind." Also auch auf Dürren, Hochwässer, Wirbelstürme und Erdbeben.
Diese Idee wird auch von David King, wissenschaftlicher Berater der britischen Regierung, forciert. Dafür sei es auch nicht einmal nötig, ein eigenes Gremium zu erfinden. Es würde genügen, die von etlichen bereits bestehenden Institutionen unternommenen Anstrengungen und Forschungen zum Katastrophenschutz zu bündeln - und zwar im Sekretariat für Internationale Strategien zur Katastrophenvorbeugung der Vereinten Nationen in Genf (ISDR).
Vier Millionen Euro
Diese Einrichtung mit einem Jahresbudget von knapp vier Millionen Euro werde laut ihrem Direktor Savano Briceno von Regierungen derzeit nur wahrgenommen, wenn sie Hilfe bei der Schadensminimierung nach Waldbränden, Stürmen und Dürrekatastrophen brauchten: "Wir haben schon seit Jahren ein Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean gefordert", erklärt Briceno, "doch fehlte uns die politische Schlagkraft, es durchzusetzen." Ebenso ungehört seien bisher auch die ISDR-Forderungen nach einer Adaptierung der baulichen Vorschriften in Risikogebieten geblieben. Die Auswirkungen dieser architektonischen Nachlässigkeit seien beispielsweise im Dezember 2003 im iranischen Bam zu sehen gewesen: Das dortige Erdbeben tötete mehr als 26.000 Menschen, die meisten wurden in den zusammenfallenden Häusern erschlagen. Bei einem Erdbeben mit gleicher Stärke in Kalifornien im selben Monat starben indes nur zwei Menschen.