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Chefprüfer der EU: Hubert Weber.

FOTO: APA/EUROPAEISCHER RECHNUNGSHOF
Wenn es nach der rot-schwarzen Koalition gegangen wäre, dann säße Hubert Weber gar nicht im EU-Rechnungshof in Luxemburg. Wollte doch die Regierung unter Franz Vranitzky 1994 eigentlich Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführer Peter Marizzi in die EU-Kontrollbehörde entsenden. Erst nach Protesten der Opposition zauberte Vranitzky den "Notnagel" Weber aus dem Hut.

Wenn es nach der schwarz-blauen Koalition gegangen wäre, dann wäre die Amtszeit des SPÖ-Mitglieds Weber beim Rechnungshof nicht unbedingt verlängert worden. Schrieb doch die Regierung unter Wolfgang Schüssel den österreichischen Posten im Jahr 2001 aus. Weber bewarb sich - und gewann.

Spätestens am Montag ist Weber von der Kompromissvariante zu Everybody's Darling aufgerückt: Alle Parteien gratulierten ihm - ist doch dem 65-jährigen Wiener das Kunststück gelungen, von den 25 Mitgliedern des Rechnungshofes zum Präsidenten gewählt zu werden. Die Entscheidung für Weber kam überraschend.

Für nunmehr drei Jahre ist Weber damit Vorsitzender jener europäischen Institution, die Finanzen und Wirtschaftlichkeit der Haushaltsführung der Union prüft. Das ist für den Juristen vertrautes Terrain: Mehr als die Hälfte seines Lebens hat er der Rechnungsprüfung gewidmet. Seit 1995 werkt er beim EU-Rechnungshof, davor hatte er 25 Jahre für den österreichischen Rechnungshof geprüft.

Auch deshalb war Weber in den vergangenen Monaten immer wieder als möglicher Nachfolger von Rechnungshof-Präsident Franz Fiedler im Gespräch. Daraus wurde nichts, statt dessen ist der Wiener nun Europas oberster Rechnungsprüfer. Gleichzeitig ist Weber damit laut Protokoll der ranghöchste Österreich-Repräsentant bei den EU-Institutionen. Er löst in diesem Ranking Günter Hanreich ab, der seit Dezember der neue Generaldirektor der EU-Statistikbehörde Eurostat ist - und ebenfalls in Luxemburg arbeitet. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.1.2005)