Berlin - Die nordirakische Stadt Kirkuk soll nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" kurdisch bleiben. Der irakische Übergangspräsident Ghazi al Yawar und Ministerpräsident Iyd Allawi hätten auf einer Geheimkonferenz am vergangenen Donnerstag den beiden Kurden-Fraktionen - der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) und der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) - weitgehende Zugeständnisse gemacht, berichtet die Zeitung im voraus in ihrer Dienstagausgabe. Die Ergebnisse seien bereits am Samstag in der kurdischen Nationalversammlung verkündet worden.

Der arabisch-kurdische Führungskreis habe dabei festgestellt, dass Kirkuk den Kurden und den dort lebenden Minderheiten der Turkmenen, Assyrer und Araber gehöre. Auch die Gebiete um Kirkuk, die Ex-Präsident Saddam Hussein von der Stadt getrennt und verstaatlicht hatte, sollen demnach wieder an die Stadt zurückfallen. Die 142.000 Rückkehrer seien wahlberechtigt. Für die Araber, die von dem Ex-Diktator zwangsumgesiedelt wurden, solle nach den Wahlen eine humanitäre schnelle Lösung der Rückkehr in ihre alte Heimat gefunden werden.

Ein weiterer Beschluss lege fest, dass Irakisch-Kurdistan erstmalig in diesem Jahr mit 17,5 Prozent am irakischen Nationaleinkommen und für 2004 rückwirkend an dem Verkauf von Erdöl nach dem prozentualen Anteil an der Bevölkerung beteiligt werden solle, berichtet die "Welt" weiter. Die kurdische Seite hatte zuvor erheblichen politischen Druck auf die Übergangsregierung ausgeübt und mit Boykott der Präsidentschaftsahl am 30. Jänner gedroht, falls die kurdischen Deportierten nicht das Wahlrecht erhalten würden und Kirkuk nicht als kurdische Stadt anerkannt werde.

Die Bagdader Übergangsregierung hatte gegen den Widerstand ihrer kurdischen Mitglieder zunächst die 142.000 Kurden von der Wahl ausgeschlossen, weil sie keine kurdischen Ausweispapiere haben. Sie gaben an, Opfer der Arabisierungspolitik von Saddam Hussein zu sein. Sollte die Anerkennung der in den letzten Monaten zugezogenen Kurden durch Bagdad tatsächlich erfolgen, droht ein Konflikt mit Ankara. Die Türkei hat wiederholt gewarnt, sie werde eine Verschiebung der Bevölkerungsgewichte nicht einfach hinnehmen, und auf die ursprücnglioch vereinbarte Sonderregelung für die Ölmetropole Kirkuk gepocht. (APA)