Die Telecom Italia ist an einer Übernahme der Türk Telekom interessiert. Der italienische Telekomkonzern hat vergangene Woche ein Offert für die Mehrheit an der Türk Telekom gelegt, berichteten italienische Medien. Nach zwei gescheiterten Anläufen im Zuge der geplanten Privatisierung wird ein Blockverkauf von 55 Prozent der Anteile an der Türk Telekom angeboten. Mehrere "Schwergewichte" der internationalen Telekombranche, darunter die Deutsche Telekom, Telefonica, Belgacom sowie die saudische Gesellschaft Suudi Oger konkurrieren mit der Telecom Italia beim Rennen um das mehrheitliche Aktienpaket der auf acht bis zehn Mrd. Dollar (5,99 bis 7,48 Mrd. Euro) geschätzten Türk Telekom.

Frist bis Mai

Für die anstehende Abgabe der verbindlichen Angebote ist eine Frist bis Ende Mai 2005 vorgesehen. Der Telecom Italia werden beste Chancen auf die Übernahme des türkischen Konzerns in Aussicht gestellt, der mit 19 Millionen Kunden auf Platz Nummer 13 in der Welt-Rangliste der Telekom-Konzerne rangiert. Die Italiener haben bereits mit der Mobilfunktochter TIM in der Türkei Fuss gefasst.

TIM hält einen 40-Prozent-Anteil an der türkischen Mobilfunkgesellschaft Avea. Auch politisch kann Telecom Italia mit Unterstützung rechnen. Das Kabinett von Silvio Berlusconi hat beste Beziehungen zur islamisch-konservativen Regierung unter Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und unterstützt deren Bemühungen für den EU-Beitritt.

Beschleunigung

Erdogan will die Privatisierung staatlicher Unternehmen vor Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen im kommenden Oktober beschleunigen. Bisher waren die Privatisierungsbemühungen seines Kabinetts aber hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Auf Erdogans Privatisierungsliste steht auch die staatliche Luftfahrtgesellschaft Turkish Airlines (THY).

Die Türkei hat seit Anfang 2003 Unternehmen im Wert von 2,2 Mrd. Dollar (1,7 Mrd. Euro) privatisiert. Die beiden wichtigsten Verkäufe betrafen die landesgrößten Öl-Raffinerien Tüpras (1,3 Mrd. Dollar) und die Alkoholsparte der einstigen Monopolbetriebe Tekel (rund 300 Mio. Dollar).(APA)