Wien - Gabriele Kogelbauer, Vizepräsidentin der Wiener Ärztekammer, und Wilhelm Marhold, Generaldirektor für die Wiener Spitäler, haben selbst genug Kritik an der Ausbildung für Turnusärzte vorzubringen. Aber gegen das, was die Grünen-Abgeordnete Sigrid Pilz am Dienstag in einem STANDARD-Kommentar behauptet, verwahren sie sich.

Pilz hatte behauptet, dass Spitäler ohne Berechtigung die Ausbildungen machen würden, dass trotzdem jährlich gut 2000 Ärzte in Wien ausgebildet würden und dass man in Großbritannien "no doctors from Austria" wolle.

Alte Studie

Kogelbauer ist hörbar verärgert, wenn sie auf Pilz' Attacke angesprochen wird: "Es ist vieles wahr, aber es strotzt auch vor Fehlern." Sie verstehe nicht, warum Pilz derart "reißerisch" an die Medien gehe. So argumentiere Pilz auf Basis einer Jahre alten Studie. Es sei auch nicht korrekt, dass das von Pilz kritisierte Tutorensystem in der Ausbildung der Turnusärzte für Allgemeinmedizin im Juni 2003 eingeführt worden sei. Das sei 2001 gewesen.

Kogelbauer versteht auch nicht, warum Pilz sich echauffiert, dass Jungärzte häufig von anderen Mitarbeitern als Ärzten im Spital lernen: "Was spricht dagegen, auch etwas von einer Schwester zu lernen?" Und "auf der ganzen Welt gipst der Gipser und nicht der Arzt," sagt die Vizepräsidentin zur Kritik, dass Ärzte das Gipsen nicht lernen.

Wilhelm Marhold, der bis zu seiner Bestellung als KAV-Direktor ärztlicher Leiter der Rudolfstiftung war, verweist auf ein internes Ausbildungssystem, dass man dort etabliert habe. Es sei eine eigene Ärztin für die Fortbildung bestellt worden. An den Programmen müssten alle teilnehmen - wenngleich sich das Programm vor allem auf Organisation und Technik bezog.

Bleibt da noch der Punkt der angeblich fehlenden Berechtigung für Wiener Spitäler, Ärzte auszubilden. Mit einer Reform des Ärztegesetzes in den 90er-Jahren hätten die Spitäler nach einer Übergangsfrist neu um die Ausbildungsberechtigung ansuchen müssen - ein Formalakt, der "überall vergessen" wurde, wie es im Büro von Marhold formuliert wird. Es würden derzeit Anträge einiger Wiener Spitälern von der Ärztekammer geprüft. Was die Arbeit an einzelnen Abteilungen betreffe, erklärt Kogelbauer, so hätte die Österreichische Ärztekammer in Einzelfällen die Ausbildungsberechtigung entzogen, dagegen seien Verfahren anhängig. Keinesfalls sei ganzen Spitälern die Berechtigung entzogen worden. (aw/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.1.2005)