"Voraussetzungen, von denen wir heute noch zehren."
Bereits in den Tagen der Machtergreifung begannen die NS-Behörden mit der Festnahme ihrer politischen Gegner. Vor allem Funktionäre des autoritären Ständestaates wurden mit dem ersten, so genannten "Prominententransport" in das KZ Dachau deportiert. Für die Ausforschung sozialistischer Gegner konnte das Regime die Verfolgungsakten des Ständestaates verwenden. "Die Verfolgung durch die NS-Behörden setzte dann sofort ein." Karner bezog sich dabei auf Aktenbestände, die nach 1945 von den Sowjets nach Moskau gebracht worden waren. Karner zu Folge gibt es Bemühungen von Bundeskanzler Schüssel, die Rückgabe dieser Akten zu erreichen.
Wie seine Vorredner bezog sich auch Karner auf die Moskauer Deklaration. Er wies auf ihre Bedeutung in der alliierten Propaganda für die Desertion aus der Wehrmacht hin. "Der Text war auf jedem Passierschein gedruckt, der deutsche Soldaten dazu animieren sollte, zu desertieren." Er unterstrich die politische Folgewirkung des Widerstandes. "Die Widerstandskämpfer haben Voraussetzungen gebracht, von denen wir heute noch zehren."
Neugebauer zieht nüchterne Bilanz
Praktisch hat der Widerstand gegen das NS-Regime in Österreich aber nur wenig zur Befreiung vom Nationalsozialismus beigetragen. Dieses Resümee zog der Historiker Wolfgang Neugebauer, bis vor kurzem Leiter des Dokumentationsarchives des Österreichischen Widerstandes (DÖW). "Die Befreiung Österreichs war nicht das Werk einer Revolution von unten oder eines nationalen Freiheitskampfes, sondern das ausschließliche Verdienst der alliierten Streitkräfte", erklärte Neugebauer. "Die praktischen Ergebnisse des Widerstandskampfes waren gemessen an der Zahl der Opfer eher bescheiden."