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Foto: APA/Artinger
Fritz Molden ist jetzt 80 Jahre alt, und dass er es geworden ist, kann als kleines Wunder bezeichnet werden, denn die Todesrate war im österreichischen (und natürlich auch im deutschen) Widerstand gegen das Nazi-Regime enorm hoch.

Molden war erst zwanzig, als er im Sommer 1944 im Auftrag der überparteilichen Widerstandsbewegung "O5" (O und der fünfte Buchstabe des Alphabets = Österreich) auf geradezu tollkühne Weise mit den US-Alliierten in der Schweiz und in Italien Kontakt aufnahm.

In diesem Alter glaubt man noch an die eigene Unsterblichkeit, aber der warnenden Beispiele gab es schon genug: Die Gestapo hatte in den Jahren zuvor die kommunistischen, sozialistischen, monarchistisch-christlich-sozialen, katholischen Widerstandsgruppen mit mörderischer Effizienz ausgehoben und dem Folterkeller bzw. dem Fallbeil überantwortet. Wer damals "in den Widerstand" ging, bedurfte eines Todesmutes, von dem man sich heute nicht wirklich eine Vorstellung machen kann.

Dem österreichischen Widerstand ging es nicht nur um den Sturz des Regimes, sondern vor allem auch um die Wiederherstellung Österreichs (während etwa die Männer des 20. Juli 1944 noch an die Erhaltung des "Reichs" dachten). Die "O5" war auch zu einem beträchtlichen Teil aus Großbürgersöhnen wie Fritz Molden und Hochadeligen wie Willi Thurn und Taxis zusammengesetzt, die gegen die "Anschluss"-Versuchung immun waren. Es gab allerdings auch einen starken sozialdemokratischen Flügel, dem etwa der spätere Bundespräsident Adolf Schärf angehörte.

Beim großen Widerstands-Symposium im Parlament wurde am Mittwoch berichtet, dass die geglückte Kontaktaufnahme Moldens und seines sozialdemokratischen Mitstreiters Ernst Lemberger mit den Amerikanern indirekt gewaltige zeitgeschichtliche Folgen hatte: Der sowjetische Verbindungsoffizier beim alliierten Hauptquartier in Paris meldete die Kontaktnahme nach Moskau, worauf Stalin den bereits in Österreich stehenden Truppen Befehl gab, den SPÖ-Politiker Karl Renner ausfindig zu machen, um rasch in Wien eine Regierung zu bilden.

Die in West- und Südösterreich stehenden Westalliierten zögerten denn auch eine Weile, ehe sie die Regierung Renner anerkannten.

Nach dem Krieg wurden die idealistischen "Toren" des Widerstands von den "Biedermännern" (den Berufspolitikern) beiseite gedrängt, wie Molden schreibt. Er selbst wurde Verleger mit allen Höhen und Tiefen. Erst vor wenigen Wochen hat Molden seinen gleichnamigen Verlag an den Steuerberater Peter Vanas verkauft. Molden bleibt jedoch weiterhin für das verlegerische Programm verantwortlich. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20. 1. 2005)