Ein erstes, einfaches Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean könnte bis Juni 2006 aufgebaut werden. Diesen Zeitplan nannte Unesco-Generaldirektor Koichiro Matsuura am Mittwoch auf der UN-Katastrophenkonferenz in Kobe. Im März soll in Paris ein Konzept des Warnsystems ausgearbeitet werden.

Zeitplan

Nach der Katastrophe, die mehr als 175.000 Tote zur Folge hatte, kamen aus mehreren Ländern Vorschläge für für ein solches System. Nun gehe es darum, daraus eine "kohärente Strategie" zu zimmern, sagte Peter Pissierssens von der IOC. Der in Kobe beschlossene Zeitplan sieht nun vor, dass das neue Tsunami-Warnkonzept für den Indischen Ozean auf einer für Juli geplanten IOC-Konferenz endgültig beschlossen wird.

So schnell wie möglich sollen bereits vorhandene Instrumente genutzt werden, zum Beispiel Messbojen und Sensoren für die Erdbebenwarnung, um ein rudimentäres Warnsystem innerhalb eines Jahrs einzurichten. Das müsse dann ausgebaut werden, was weitere "sechs Monate bis drei Jahre" dauern könnte. Gleichzeitig gab es Überlegungen, die Frühwarnung auch in anderen Regionen, zum Beispiel in der Karibik und im Mittelmeer, zu verstärken.

Jährliche Flut

Laut jüngsten offiziellen Angaben sind in Indonesien rund 115.000 Menschen durch die Katastrophe getötet worden. Immer noch werden Tausende vermisst. In Österreich sind weitere 15 Namen von der Liste jener Staatsbürger gestrichen worden, nach denen im Katastrophengebiet gesucht wird. Damit bestand am Mittwoch laut Innenministerium zu 111 Österreichern kein Kontakt.

Inzwischen haben in der indonesischen Hauptstadt Jakarta die jährlich durch die Regenzeit ausgelösten Überschwemmungen eingesetzt. Mehr als zwei Drittel der Stadt liegt unter dem Niveau des Meeresspiegels, es gibt keine ausreichenden Abflüsse, die dieser Überschwemmungen verhindern könnten. Tausende Stadtbewohner müssen in Notquartieren Schutz suchen. (Henrik Bork aus Kobe, DER STANDARD Printausgabe 20.1.2005)