Paris/Augsburg - Sechs Monate nach seiner spektakulären Festnahme in Paris ist der frühere Rüstungsstaatssekretär Holger Pfahls als Auslieferungshäftling nach Deutschland zurückgekehrt. Der 62-Jährige wurde nach offiziellen Angaben am Morgen am Grenzübergang Forbach bei Saarbrücken an die deutschen Behörden übergeben. Nachmittags wurde er in die Justizvollzugsanstalt Kaisheim in der Nähe von Augsburg gebracht, wie der Vizepräsident des Landgerichts Augsburg, Maximilian Hofmeister, bekannt gab.

Pfahls soll sich wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten. Am Freitag soll ihm um 11.15 Uhr der Haftbefehl eröffnet werden. Der Prozessbeginn ist für Ende März oder Anfang April geplant.

Eigentlich war der 62-Jährige in der Justizvollzugsanstalt Augsburg erwartet worden. Hofmeister begründete die Verlegung nach Kaisheim mit dem großen Medienandrang. Pfahls solle aber später in dem Augsburger Gefängnis inhaftiert werden. Pfahls' Anwalt Tobias Mildeberger bezeichnete die Auslieferung als gute Nachricht: "Darüber sind wir natürlich erfreut, das wollten wir die ganze Zeit erreichen", sagte Mildeberger.

Pfahls' Verteidiger Volker Hoffmann will eine Aufhebung des Haftbefehls beantragen. "Wir machen rechtliche Gründe geltend", sagte er am Donnerstag der Nachrichtenagentur AP. Beim Vorwurf der Bestechlichkeit sei Verjährung eingetreten. Ob Pfahls auf ein Angebot des Gerichts eingeht, das bei einem Geständnis ein mildes Urteil in Aussicht gestellt hatte, ließ Hoffmann offen. "Es gab im Vorfeld einige Gespräche mit der Kammer, aber es wurde keine wie auch immer geartete Vereinbarung geschlossen", sagte der Anwalt.

Die Haftfähigkeit wurde von den Anwälten nicht in Frage gestellt. "Von meinem laienhaften Verständnis her ist er sowohl haftfähig als auch verhandlungsfähig", sagte Hoffmann. Pfahls benötige dringend eine Augenoperation; diese könne aber auch ambulant vorgenommen werden. Er werde mit seinem Mandanten klären, ob dieser sich zu den Vorwürfen äußern wolle, und dies dann dem Gericht mitteilen, fügte Hoffmann hinzu.

Pfahls soll vom Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber für ein Panzergeschäft mit Saudiarabien umgerechnet etwa 1,94 Millionen Euro Schmiergelder eingestrichen und dies dem Fiskus verschwiegen haben. Der Verkauf von 36 Fuchs-Spürpanzern der Bundeswehr im Schatten des Golfkrieges von 1991 war in der damaligen Bundesregierung aus Union und FDP heftig umstritten. Das Verfahren ist ein Teil der weit verzweigten Parteispendenaffäre um die Unionsparteien unter dem einstigen Kanzler Helmut Kohl (CDU). Schreiber lebt seit Jahren in Kanada; auch ihm droht inzwischen eine Auslieferung.

Um sich den deutschen Fahndern zu entziehen, war Pfahls 1999 in Taiwan untergetaucht. Am 13. Juli vergangenen Jahres wurde er in einer eng abgestimmten Aktion deutscher Zielfahnder und französischer Sicherheitskräfte in Paris verhaftet. Dort saß er seither als Abschiebehäftling im Prominententrakt der Santé-Haftanstalt. Wie es in Justizkreisen hieß, wurde Pfahls bereits vor Tagen in ein anderes Gefängnis verlegt, um von dort unter strengster Geheimhaltung zur deutsch-französischen Grenze gebracht zu werden. Er gelangte wie von ihm selber gewünscht auf dem Landweg nach Deutschland. Einen Flug hatte Pfahls unter Verweis auf gesundheitliche Probleme abgelehnt.

Das Pariser Berufungsgericht hatte am 17. November grundsätzlich grünes Licht für die Auslieferung gegeben; auf Widerspruch dagegen hatte Pfahls verzichtet. Am 15. Dezember unterzeichnete der französische Premierminister Jean-Pierre Raffarin das offizielle Auslieferungsdekret. Offenbar wegen Problemen bei der Übersetzung ins Deutsche wurde das Schreiben Pfahls aber erst mit wochenlanger Verzögerung vorgelegt. Vergangene Woche stimmte der studierte Jurist dann seiner Auslieferung definitiv zu. (APA/AP)