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Komfortablere Zelle: Holger Pfahls.

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Er freue sich auf seine Neunquadratmeterzelle in Augsburg, hört man. Die sechs Monate im Untersuchungsgefängnis Santé, wo Holger Pfahls nach seiner Verhaftung in Paris untergebracht war, sollen vergleichsweise unbequem gewesen sein. Am Donnerstag ist der ehemalige Rüstungsstaatssekretär der Kohl-Regierung von Paris nach Augsburg überstellt worden. Damit endet die jahrelange Flucht des CSU-Politikers, der wegen seines Katz-und-Maus-Spiels mit der Polizei schon "das Phantom" genannt wurde. Beginnen könnte mit dieser Auslieferung ein spannender Prozess um Waffengeschäfte, Schmiergelder und Spenden an die CDU - wenn der prominente Häftling denn auspackt.

Heute, Freitag, wird dem 62-Jährigen der Haftbefehl eröffnet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem gesundheitlich angeschlagenen Pfahls Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung vor. Er soll 1991 als Staatssekretär ein Panzergeschäft mit Saudi-Arabien durchgesetzt und dafür vom Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber knapp zwei Millionen Euro Schmiergeld erhalten haben, das er nicht versteuerte.

Doch nicht nur die Untersuchungsbehörden reiben sich nach diesem Fang die Hände. Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) erhofft sich durch den Prozess, der Ende März beginnen könnte, auch neue Erkenntnisse in der CDU-Spendenaffäre. Es wird ja vermutet, dass bei dem damaligen Panzerdeal auch Geld auf Konten der CDU geflossen ist.

Altkanzler Helmut Kohl hat dies stets bestritten. Nicht Schmiergelder, sondern politische Motive seien ausschlaggebend für die Lieferung der 36 Fuchs-Panzer gewesen. Um nicht deutsche Truppen in den ersten Golfkrieg schicken zu müssen, habe er den USA versprochen, deren Verbündeten Saudi-Arabien mit Panzern zu unterstützen. Der Spenden-Untersuchungsausschuss des Bundestages, der dies von Ende 1999 bis Mitte 2002 untersuchte, konnte Kohl keine Käuflichkeit nachweisen. (DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2005)