Salzburg - Vor einiger Zeit hatte das Salzburger Kulturunternehmen "Festspiele" mit dem Vorhaben aufhorchen lassen, sämtliche 22 Mozart-Opern im ebenso ominösen wie Furcht erregenden Jahr 2006 szenisch aufzuführen. Ein Projekt, sollte es realisiert werden, schon allein die Anwesenheit über fast die gesamte Sommersaison erforderlich machen würde. Nun konnte Intendant Peter Ruzicka nicht ohne Stolz den guten Fortgang dieser (immer noch umstrittenen Gewaltinitiative) verkünden. Die Bauproben verliefen Erfolg versprechend und pünktlich, bestätigte der Intendant im Verlauf einer Planung, "die kein Vorbild kennt".

Mit Il re pastore am 24. Juli 2006 beginnt der Mammutaufmarsch an Mozart-Opern, er endet am 31. August mit einer Aufführung der Finta giardiniera. Insgesamt sind es 80 Aufführungen an sieben Spielstätten - darunter auch das Marionettentheater und der Residenzhof -, die einen noch nie an einem Ort möglichen Überblick über das musiktheatralische Schaffen Mozarts gewähren werden.

Namhafte Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt (Figaro, La Clemenza di Tito) oder Riccardo Muti (Zauberflöte) sind nominiert, aber auch eine junge Kapellmeisterin wie die Salzburgerin Elisabeth Fuchs kommt mit Bastien und Bastienne und mit dem Schauspieldirektor zum Zug. Als Regisseure sind u. a. Jürgen Flimm, Karl-Ernst Herrmann, Günter Krämer, Martin Kusej und Doris Dörrie engagiert.

Die Festspiele werden 2006 mit 2,5 Millionen Euro unterstützt. Davon muss aber auch das übrige Programm mit Musik des 21. Jahrhunderts mitfinanziert werden. Geplant sind zehn Uraufführungen u. a. mit Kompositionen von Olga Neuwirth, Adriana Hölszky, Wolfgang Rihm, Johannes Maria Staud, Manfred Trojan und Herbert Willi. Auch Hans Werner Henze kommt anlässlich seines 80. Geburtstags zu Weltpremieren-Ton und Wort. Es handelt sich um die Revision seiner Oper Das verratene Meer aus 1989, nun als Musiktheater Gogo no Eiko für Salzburg um 40 Minuten neuer Musik ergänzt.

Favorit Hinterhäuser

Wer nach der Ära Ruzicka, also ab 2007 unter Intendant Jürgen Flimm, Konzertchef sein wird, ist nach wie vor unklar. Gegenüber der APA sagte Präsidentin Helga Rabl-Stadler, dass fünf Bewerber in der engeren Wahl seien: "Einer unter ihnen, vielleicht sogar der Favorit, ist der Salzburger Pianist Markus Hinterhäuser."

Alle fünf seien international renommierte Konzertexperten. Formal hat das Direktorium der Festspiele selbstständig zu entscheiden. "De facto werden die Wiener Philharmoniker allerdings in diese Entscheidung eingebunden", betonte Rabl-Stadler. Klar müsse sein, dass der Konzertchef nicht Mitglied des Direktoriums und in der Hierarchie dem Intendanten unterstellt ist - als Abteilungsleiter.

Die Entscheidung soll in der ersten Februar-Hälfte fallen. Laut News sind neben Hinterhäuser noch die Konzertmanager Dirk Nabering, Matthias Naske, Ulrich Andreas Vogt sowie Peter Alward, der scheidende Chef vom EMI Classical, im Rennen. (cos/DER STANDARD, Printausgabe, 21.01.2005)