Heidelberg - Ein Vogelvirus soll das Leben schwer kranker Tumorpatienten verlängern. Erste Studien zu dieser Spezialform der Immuntherapie zeigten nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg ermutigende Ergebnisse. Die Wissenschaftler setzten dazu Erreger vom Typ des Newcastle Disease Virus (NDV) ein, der für den Menschen ungefährlich ist. NDV vermehre sich in Krebszellen, hemme das Wachstum des Tumors und stimuliere zugleich das Immunsystem, erklärten die Wissenschaftler.

Viren und Krebszellen vermengt

Im Labor vermengten die Experten Viren und Krebszellen. Anschließend inaktivierten sie per Bestrahlung die infizierten Tumorzellen und spritzten sie den Patienten unter die Haut. Dadurch wurden dem Abwehrsystem Krebsantigene präsentiert, zugleich wirkten bestimmte Teile der Viren als Gefahrensignal. Beim neuerlichen Auftreten von Tumorantigenen interpretierte die körpereigene Abwehr dies als Gefahrensignal und löste eine regelrechte Kaskade vielfältiger Immunreaktionen gegen den Krebs aus, wie die Mediziner berichteten.

Langzeit-Überleben bei gut einem Viertel untersuchter Patienten

In mehreren Studien an über 200 Krebspatienten stellten die Forscher bei 28,5 Prozent der immuntherapierten Kranken eine deutliche Verbesserung im Langzeit-Überleben im Vergleich zu den konventionell behandelten Patienten fest. Der Erfolg dieser Therapie hänge vermutlich damit zusammen, dass das Immunsystem bereits früher Tumorzellen als fremd erkannt und bekämpft habe, erklärte das Zentrum. Die Nebenwirkungen hielten sich den Angaben zufolge in Grenzen: Gelegentlich litten Patienten unter Kopfschmerzen oder leichtem Fieber. (APA)