STANDARD

Bild nicht mehr verfügbar.

APA/Aerzte ohne Grenzen
Wien/New York - Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" hat am Freitag in New York ihre jährliche Liste der zehn am stärksten vernachlässigten humanitären Katastrophen der Welt präsentiert. Die Aufstellung beinhaltet humanitäre Krisenherde, die trotz ihres großen Ausmaßes in der Medienberichterstattung kaum vorkommen: Enthalten sind vor allem Bürgerkriegsgebiete, aber auch gesundheitliche Katastrophen.

Krisenherde wie Norduganda, in dem seit 18 Jahren ein blutiger Konflikt tobt, der mehr als 1,6 Millionen Menschen vertrieben hat, werden in der Berichterstattung der westlichen Medien nahezu ignoriert, wie der Report von "Ärzte ohne Grenzen" kritisiert. Unter 14 Jahren Bürgerkrieg leidet auch die Bevölkerung in Somalia: Rund zwei Millionen der neun Millionen Einwohner wurden laut der Hilfsorganisation vertrieben oder getötet.

Tschetschenien, Kolumbien oder die Demokratische Republik Kongo stehen ebenso auf der Liste wie Nordkorea. Auch die katastrophale Situation in Liberia ein Jahr nach Beendigung des Bürgerkrieges kommt in den Medien kaum vor, resümierte "Ärzte ohne Grenzen". Ebenfalls kaum thematisiert werde die permanente Bedrohung der Menschen in Äthiopien durch Hunger und Krankheiten und die Situation in Burundi, wo die Menschen aus dem Gesundheitssystem ausgeschlossen werden.

Als weltweite gesundheitliche Krise sieht die Hilfsorganisation die rasant wachsende Anzahl an Tuberkulose-Toten: Die Lungenkrankheit koste alle 15 Sekunden ein Menschenleben. Ein Drittel der Weltbevölkerung sei mit dem TB-Bazillus infiziert.

Die zum siebten Mal in Folge veröffentlichte Liste beinhalte bereits zum sechsten Mal Kolumbien und die Demokratische Republik Kongo, betonte "Ärzte ohne Grenzen". Operationen nach Schussverletzungen sind in dem zentralafrikanischen Land Alltag, berichtete ein Helfer: "Vor allem Frauen werden zunehmend Opfer des Krieges, sexuelle Gewalt wird in weiten Teilen als Kriegsstrategie eingesetzt". Auch hier wurden rund drei Millionen vertrieben.

Wie stark sich ausreichende Berichterstattung auf die Hilfsbereitschaft sein kann, habe die Tsunami-Katastrophe in Südasien gezeigt, betonte Franz Neunteufl, Geschäftsführer von "Ärzte ohne Grenzen" Österreich: "Schweigen ist der stärkste Verbündete von Gräueltaten."(APA)