München/Wien - Die Münchner HypoVereinsbank (HVB, Mutter der Bank Austria Creditanstalt, BA-CA) hat den Markt wieder einmal mit einem Sanierungs- und Restrukturierungsschritt überrascht. Die Bank, die 2003 einen Rekordverlust von 2,44 Mrd. Euro eingefahren hat, macht ihr Haus erneut "besenrein" und räumt im Not leidenden Immobiliengeschäft auf.

Wegen der damit verbundenen Sonderwertberichtigungen von 2,5 Mrd. Euro wird für 2004 wieder ein Verlust ausgewiesen. Die Aktionäre sehen zum dritten Mal in Folge keine Dividende.

Basis für Neuausrichtung

Zudem wird das HVB-Ergebnis durch Aufwendungen von 250 Mio. Euro für jenes Sparpaket belastet, an dem HVB-Chef Dieter Rampl derzeit bastelt. Insgesamt handle es sich bei diesen Schritten um die Basis für die "strategische Neuausrichtung des Geschäftsfelds Deutschland", hieß es in München.

Die zweitgrößte deutsche Bank wird die Sanierungsbestände ihres deutschen Immobilienfinanzierungsgeschäftes umschichten. Das Volumen des Pakets beträgt rund 15 Mrd. Euro. Das dient dazu, alle Problem-Engagements im gewerblichen und privaten Immobilienbereich verkaufsfähig zu machen und erfordert geänderte Bewertungsmethoden. Bisher waren die HVB-Manager von der Stabilisierung des schwer unter Druck stehenden deutschen Immobilienmarkts ausgegangen.

Nun haben sie die Immobilien, die die HVB-Bilanzen in der Vergangenheit ganz massiv belastet haben, zu Liquidationswerten angesetzt. Das machte die Sonderwertberichtigung notwendig. Ein HVB-Banker dazu: "Es war eine beherzte, aber harte Entscheidung, um den Mühlstein Immobilien loszuwerden."

"Die letzten Leichen werden aus dem Keller geholt"

Analysten (die Aktie war vom Handel ausgesetzt und reagierte danach zunächst mit einem Kursanstieg) interpretieren es angesichts der jüngsten Fusionsgerüchte mit der UniCredito anders: "Da macht sich eine Braut hübsch, werden die letzten Leichen aus dem Keller geholt."

Wie hoch der HVB-Verlust 2004 genau sein wird, wurde nicht erwähnt. Ein Sprecher der Bank verwies lieber darauf, dass die HVB in den ersten neun Monaten 2004 einen Gewinn nach Steuern von 214 Mio. Euro ausgewiesen hat.

Die HVB-Tochter BA-CA beeilte sich zu betonen, dass "all das ein Deutschland-Thema" sei. Die BA-CA bleibe bei ihrer Ergebnisprognose: 800 Mio. Euro Gewinn vor Steuern. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.1.2005)