Iraks Verteidigungsminister will Chalabi an Jordanien ausliefern Amman will Politiker nur bei Auslieferung über Interpol entgegennehmen

Amman/Kairo - Eine Woche vor den Parlamentswahlen im Irak ist der erbitterte Streit zwischen dem irakischen Verteidigungsminister Hasim Shaalan und seinem politischen Rivalen Ahmed Chalabi weiter eskaliert. Shaalan kündigte bei einem Besuch in der jordanischen Hauptstadt Amman an, er wolle Chalabi festnehmen lassen und an Jordanien ausliefern. Der arabischen Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat" (Sonntagausgabe) sagte er: "Er ist in die Stadt Basra (im Südirak) geflohen und lässt sich dort vom Gouverneur beschützen, der den Badr-Brigaden (der Miliz der Schiiten-Partei SCIRI) angehört."

Chalabi, der einst als Günstling des Pentagons galt, war in Jordanien Anfang der 90er Jahre wegen Bankbetrugs in Abwesenheit zu einer Haftstrafe verurteilt worden.

Jordanien will Politiker nur von Interpol übernehmen

Jordanische Verantwortliche, die namentlich nicht zitiert werden wollten, begrüßten die mögliche Auslieferung Chalabis, erklärten jedoch, sie wollten sich nicht in interne irakische Wahlkampf-Dispute einmischen und würden den Politiker deshalb nur von Interpol entgegennehmen und nicht direkt von Bagdad.

Chalabi beschuldigt Shaalan der Korruption

Chalabi hatte Shaalan vergangene Woche öffentlich der Korruption beschuldigt. Der Minister der Übergangsregierung will ihn nun wegen Diffamierung vor Gericht stellen. Ein Sprecher der Partei Chalabis, der einen aussichtsreichen Platz auf einer Kandidatenliste des größten schiitischen Wahlbündnisses hat, sprach von "falschen Anschuldigungen" und erklärte, der Minister sei nicht befugt, eine Festnahme anzuordnen. (APA/dpa/Reuters)