Telekom
Colt Telecom steigt in Österreich ins Internetgeschäft ein
City-Ring wächst um weitere 20 km - 100 Mill. S für Netzausbau - 250 Mill. S Umsatz erwartet - Liberalisierung forcieren
Wien - Die im September 1998 gegründete Colt Telecom Austria GmbH (Wien), eine Tochterfirma der britischen
Colt Telecom Group (London), steigt ins Internetgeschäft ein. Der Sprach- und Datendienstleister will heuer 200 Mill. S
(14,5 Mill. Euro) in den Aufbau eines Internet Solution Center (ISC) in einem Wiener Außenbezirk auf 7.000 Quadratmetern
investieren, der Mietvertrag für das Gebäude soll diese Woche unterschrieben werden, sagte Colt Telecom
Austria-Geschäftsführer Gerhard Schuberth heute, Dienstag, vor Journalisten. Der 40 km lange Glasfaserring in der Wiener
Innenstadt, der durch einen Nord- und Südring erweitert wurde, soll heuer um weitere 20 km wachsen.
35 Gebäudekomplexe hat Colt bereits an das ringförmige City-Netz angeschlossen, darunter die Wiener Börse, Erste Bank,
Kontrollbank, Bawag, Allianz-Investmentbanking und EU-Net. Bis Jahresende sollen 80 Businessgebäude an das Netz
angedockt werden, berichtete Schuberth. Colt will heuer in Österreich "mehrere Mill. S" investieren, 100 Mill. S davon in
den Netzausbau. Für das laufende Geschäftsjahr werden 250 Mill. S Umsatz erwartet, für 1999 wurden keine Umsatzangaben
gemacht. Die Mitarbeiterzahl soll sich heuer auf 100 verdoppeln.
Mit dem ISC werde Colt "zum ersten Full-Service-Provider" für Geschäftskunden, bemerkte Schuberth. Colt stelle Kunden
ab sofort neben dem herkömmlichen Internet-Zugang (Colt InterAccess) auch die Server (ColtInterHousing) und die
Verwaltung und Wartung von Datenbanken (ColtInterHosting) zur Verfügung. Mit Internet-Diensten ist Colt bereits in
London, Amsterdam, Paris und Frankfurt am Markt.
Telekom-Verhalten als intolerant bezeichnet
Als intolerant bezeichnet Schuberth das Verhalten der Telekom Austria (TA) bei der Liberalisierung. Vom Gesetzgeber
angeordnete Liberalisierungsschritte wie die Pre Selection im Ortsverkehr, Nummernportabilität, Entbündelung, die Frage
der Zusammenschaltungsgebühren und die Qualität der Zubringerdienste müssten rascher gelöst werden, betont Schuberth und
appelliert an bessere Zusammenarbeit zwischen den Telekommunikations-Unternehmen.
Wien war die 18. Stadt, die an die europaweiten 1.700 km langen Colt-Glasfasernetze angebunden wurde, die mittlerweile
20 Städte verbinden. Colt verfügt außerdem über ein 5.000 km langes paneuropäisches IP-basierendes (Internet Protokoll)
Weitverkehrsnetz. Bis Jahresende sollen weitere sieben City-Netze und sechs bis acht ISC dazukommen. Die
Weitverkehrsverbindung soll auf auf 8.000 km anwachsen. Pro Tag werden in Österreich bei Sprachdiensten 1,3 Mill.
sogenannte Switched Minutes (Gesprächsminuten) über das Colt-Netz transportiert.
Die Colt Telecom Group, die 1992 in London gegründet wurde, erzielte 1999 einen Umsatz von 8,95 Mrd. S. Das
Unternehmen notiert an der Börse in London und an der US-Wachstumsbörse Nasdaq. Zu den internationalen Colt-Kunden
zählen unter anderen Reuters, The Bank of England, Bankers Trust, Bank of America, Siemens, Mercedes, Deutsche Bank
und Dresdner Bank. (APA)