Wien - Was Publikumsakzeptanz anbelangt, ist Wien europaweit gleichsam eine Oase der Krisenresistenz - und das Resonanzen-Festival ist in dieser Oase wiederum ein Phänomen für sich. Welch Generalthema es auch im ersten Monat eines neuen Jahres erwählt - heuer geht es um Metropolen, beginnend mit Rom -, Auslastungssorgen sind nicht zu verzeichnen. Es herrschte auch vor Beginn des ersten diesjährigen Konzertes - bei der obligaten Ausstellung alter Instrumente - sympathisches Gedränge.

Kein Gedränge auf der Bühne, dennoch: Das Kammerensemble Concerto Italiano geht in den Dimensionen des Großen Saals akustisch nicht unter. Organisiert vom munteren Rinaldo Alessandrini, präsentiert es Alessandro Scarlattis Oratorium La Vergine dei Dolori, und die Passion Christi (aus Sicht der Muttergottes) wird zum Ort der vibratolosen Klangflächigkeit und einer zu melodischer Süße transformierten Melancholie.

Sicher, Trompete und Flöte können mitunter eine gewisse Unsicherheit nicht verbergen. Allein, Scarlattis Ideen tauchen sehr oft ein in eine dunkle Steicherwelt, deren Erweckung dem Ensemble keinerlei Ausdrucksmühe bereitet. Und wenn dann momenteweise Marias (Sonia Prina) schwermütige vokale Lyrik mit dem Orchestersound verschmilzt, steht man vor einer homogen umgesetzten Ästhetik der dezenten Strahlkraft. Der Leidgeprüfte selbst kommt nicht vor. Er ist aber auch beim guten "Ensemblerest" - Roberta Invernizzi (als San Giovanni), Romina Basso (als Nicodemo) und Luca Dordolo (als Onia) - natürlich das zentrale Gesangsthema. (DER STANDARD, Printausgabe, 24.01.2005)