Die „Aufhebung des militärischen Genies in den Olymp“ von Johann Michael Rottmayr überspannt nun wieder das östliche Treppenhaus im Gartenpalais

Foto: Liechtenstein Museum

Erst verbargen Gemälde und Stuck die barocke Pracht – dann das Plateaugerüst der Restauratoren. Die fehlenden Teile wurden in langwieriger, originaler Arbeitsweise wiederhergestellt

Foto: Liechtenstein Museum
Wien - Allein die Geschichte dieser Wiederentdeckung im Gartenpalais Liechtenstein ist bereits eine unglaubliche. Seit dem frühen 19. Jahrhundert war die beschädigte Decke in beiden Treppenhäusern mit großflächigen Gemälden Antonio Belluccis verdeckt und dazwischen überputzt worden. In den 1960er-Jahren bedrohte dann ein Wassereinbruch das Stiegenhaus - die Bildleinwand drohte unter der Last der Wassermassen zu zerplatzen. Kurzerhand zog der Verwalter einen Revolver und schoss Abflusslöcher ins Bild.

Erst spät erinnerte man sich im liechtensteinschen Haus, dass vor Langem viel Geld für ein Auftragswerk ausgegeben worden war - und lugte mit medizinischen Endoskopen durch die Schusslöcher.

Es offenbarte sich eines der prächtigsten barocken Deckenfresken Österreichs: die Reste vom Rottmayr-Fries aus 1705. Nach langer Diskussion entschloss sich Fürst Hans-Adam II. schließlich, diesen Fund nicht wieder verschwinden, sondern rekonstruieren zu lassen. Kostenvoranschlag: 1,25 Millionen Euro.

Wichtig dafür war ein weiterer Fund: "Eine Skizze Johann Michael Rottmayrs in einer norditalienischen Privatsammlung", berichtet Johann Kräftner, Direktor des Liechtenstein Museums. "Diese Skizze war lange mit dem Auftrag Rottmayrs in Schönbrunn in Zusammenhang gebracht worden. Erst die Freilegung im Liechtenstein Museum bewies endgültig das Gegenteil."

Mit dieser Hilfe wurde dann ein gewagter Schritt gesetzt: Die Totalrekonstruktion des Freskos. "Wir hatten uns einige Beispiele im Ausland angesehen", erinnert sich Kräftner. "In München waren gerade Lücken in der Kirche St. Peter geschlossen worden. Auch in Vierzehnheiligen waren verlorene Zwickelfresken rekonstruiert worden."

Den Zuschlag erhielt jener Wiener Restaurator, der in Vierzehnheiligen tätig war: Herbert Schwaha. Doch erst mussten die erhaltenen Teile von milchigem Kalküberzug gereinigt und unzählige Hacklöcher geschlossen werden.

Maurer und Künstler

Dann die langwierige Arbeit Schwahas: Jeden frühen Morgen marschierte die Maurerpartie ein, verputzte jene Fläche, die an diesem Tag bearbeitet wurde - ab Mittag kam der Künstler, brachte bis spätnachts die Farbe auf. Schaffte er das vorgesehene Tagwerk nicht, wurde der restliche Putz wieder abgekratzt.

Wobei die fehlenden Teile erst auf Folien vorgezeichnet und dann in den Freskoputz abgepaust wurden. "Folien wurden deshalb gewählt, weil Kartons heute nicht mehr so wasserresistent sind wie im Barock", erläutert Kräftner.

Das östliche Fresko ist nun fertig und wurde am Wochenende erstmals präsentiert. Jetzt wird das Stiegenhaus ausgemalt, am 15. März wird das Werk dann gemeinsam mit der Ausstellung Giovanni Giuliani eröffnet.

Zwei neue Waldmüller

Seit 19. Jänner werden im Liechtenstein Museum auch zwei Neuerwerbungen gezeigt: "Mütterliche Ermahnung (das überraschte Liebespaar)" und "Wiedererstehen zu neuem Leben" von Ferdinand Georg Waldmüller. (Roman David-Freihsl; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.1.2005)