Belgrad/Podgorica - Die Spaltung in Montenegro rund um einen möglichen Austritt aus dem serbisch-montenegrinischen Staatenbund vertiefen sich erneut. Die Regierungskoalition unter Ministerpräsident Milo Djukanovic hat für kommenden Freitag die Gründung einer "Bewegung für ein unabhängiges Montenegro" angekündigt. Die an Belgrad orientierte Opposition will wiederum am Donnerstag in Podgorica eine "Bewegung für den europäischen, demokratischen Staatenbund Serbien-Montenegro" ins Leben rufen. Die Bewegung der Regierung soll alle Kräfte, die in der Teilrepublik für einen unabhängigen Staat Montenegro eintreten, einigen. Die Leitung sollen Spitzenfunktionäre der Demokratenpartei der Sozialisten übernehmen. So hat etwa der frühere serbisch-montenegrinische Außenhandelsminister Branko Lukovac seinen bisherigen Botschafterposten in Rom aufgegeben, um sich an die Spitze der Bewegung zu stellen. Unabhängigkeitsreferendum

In einem verbreiterten Führungskreis werden sich 120 Politiker und Angehörige von Nichtregierungsorganisationen für das gemeinsame Ziel engagieren. Hauptaufgabe der "Bewegung für ein unabhängiges Montenegro" wird es vermutlich sein, ein Unabhängigkeitsreferendum für Anfang des kommenden Jahres vorzubereiten.

Als künftiger Führer der "Bewegung für den europäischen, demokratischen Staatenbund Serbien-Montenegro" wird Zoran Zizic, Spitzenpolitiker der Sozialistischen Volkspartei, gehandelt. Zizic genießt den Ruf eines Hardliners. Als er im Frühjahr 2001 Regierungschef der damaligen Bundesrepublik Jugoslawien war, bremste er monatelang die Auslieferung von Ex-Präsident Slobodan Milosevic an das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Seinem Parteichef Predrag Bulatovic warf er in den vergangenen Tagen vor, mit der Bewegung der Unabhängigkeitsbefürworter zu liebäugeln. Umfrage Laut Meinungsumfragen hat die Zahl jener, die für einen Austritt Montenegros aus dem Staatenbund sind, erneut zugenommen. Im vergangenen November belief sich ihr Anteil auf rund 42,5 Prozent. Für den Erhalt des Staatenbundes sprachen sich 36,7 Prozent der befragten, montenegrinischen Bürger aus. (APA)