Foto: www.silbermond.de
Die Newcomer-Band "Silbermond" spulte seine ersten Tourkilometer im Frühjahr 2004 noch gemeinsam mit dem deutschen Popsternchen "Jeanette" herunter. Schon ein halbes Jahr später wanderte das 400.000ste verkaufte Album in Deutschland über den Ladentisch. Anfang Februar kommen "Silbermond" nach Österreich. derStandard.at sprach mit Frontfrau Steffi.

derStandard.at: Hat euch der Tourstress wieder?

Steffi: Ja, allerdings. Der Tagesablauf ist schon extrem dicht. Wir hatten jetzt gerade den Soundcheck, da hat alles geklappt. Danach können wir uns einen Happen einwerfen, dann geht es mit den Interviews los, am Abend stehen wir auf der Bühne. Unsere Tage sind knallvoll.

derStandard.at: Die Tour 2005 ist eine Verlängerung der "Verschwende Deine Zeit"-Tour vom letztem Jahr. Danach wollt ihr das neue Album angehen. Bekommen die Fans daraus schon etwas zu hören?

Steffi: Ja, wir haben drei brandneue Lieder im Gepäck, die erst im Jänner entstanden sind. Die werden auch beim DVD-Dreh am 1. Februar zu hören sein. Unglaublich, dass wir dafür zwei Mal die Columbia-Halle in Berlin füllen werden. Wir mussten wegen der großen Nachfrage sogar auf die größere Halle auswichen.

derStandard.at: Noch letztes Jahr hat "Silbermond" Jeanette auf ihrer "Break On Through"-Tour begleitet. Mittlerweile seid ihr der Hauptact. Wann kommt die Routine?

Steffi: Schwierig zu sagen, ich denke, die kommt gar nie. Wir sind noch so überwältigt davon, dass wir so viele Menschen erreichen. Wenn wir "Durch die Nacht" spielen und tausende Hände strecken sich in Höhe und die Leute kennen alle den Text, da ist eine Aura im Raum, unbeschreiblich. Ich habe schon direkt Angst davor, dass ich das irgendwann nicht mehr erleben kann.

derStandard.at: Gibt es auch Pannen und Pleiten?

Steffi: Oh ja, bei unserem letzten Konzert in Wels habe ich zum Beispiel lauthals gerufen: "Guten Abend, Graz". Das hat man mir vielleicht übel genommen. Ich habe jedoch um Vergebung gefleht und diese - glaube ich - auch erhalten. Zum Glück.

derStandard.at: Ihr werdet als Band oft mit "Wir sind Helden", "Mia" oder "Juli" in einem Atemzug genannt. Worin unterscheidet ihr euch und unterscheidet ihr euch überhaupt?

Steffi: Musik ist immer Geschmackssache. Manche brauchen den Vergleich, um Bands einordnen zu können. Grundsätzlich freu ich mich aber total, dass derzeit so viele deutschsprachige Bands unterwegs sind. "Wir sind Helden" haben Musikern wie uns in gewisser Weise den Weg geebnet. Aber jede der Bands hat seine eigene Geschichte, seinen eigenen Stil.

derStandard.at: Aber die Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Einerseits musikalische, andererseits bei der Formation: Frontfrau rockt mit Bubenband im Hintergrund. Warum geht dieses Erfolgsrezept derzeit bei so vielen Bands auf?

Steffi: Da haben wir auch schon oft darüber nachgedacht. Ich denke mal, das liegt an einem Überangebot von gecasteten Bands ohne Geschichte und Authentizität. Die Fans haben ein Bedürfnis nach "echten Bands", bei denen die Musik im Vordergrund steht und nicht die Klamotten, die einer anzieht oder was der Papi von Beruf war. Wir sind über die Jahre zusammengewachsen, haben gemeinsam zu spielen begonnen, uns hochgearbeitet. Das ist "echt". Die Fans wollen sich persönlich identifizieren.

derStandard.at: Manche identifizieren sich so sehr, dass sie sich emotional sehr stark an ihre Bands binden. Wie geht ihr damit um?

Steffi: Wir bekommen unglaublich viele E-Mails von Fans, die, neben den alltäglichen sachlichen Fragen auch persönliche Probleme mit uns besprechen möchten. So fragte unlängst ein Mädchen um Rat, deren Freund gerade Selbstmord begangen hatte. In solchen Situationen muss man sich aber abgrenzen und den Leuten sagen: "Sorry, aber wir machen nur Musik".

derStandard.at: Die rot-grüne Regierung hat eben erst entschieden, dass die Radiostationen in Deutschland verpflichtend 35 Prozent an deutschsprachiger Musik spielen müssen. Was haltet ihr davon?

Steffi: Wir sehen das ziemlich kritisch. Durch ein Gesetz dazu zu zwingen, deutsche Sachen zu spielen, ist unsinnig. Die Bands sollen deshalb gespielt werden, weil sie gut sind und nicht, weil es eine Quote gibt. Außerdem liegt die Verantwortung vor allem bei den Plattenfirmen, die müssen gute Neue aufbauen und fördern. Das wird automatisch im Radio zu hören sein. Aber wenn die Regierung unbedingt Wolfgang Petri hören will, bitte. Außerdem ist das Gesetz überhaupt nicht ausreichend formuliert. Schließlich gibt es auch wahnsinnig gute deutsche Bands, die Englisch singen, was ist mit denen?

(mhe)