Wien - Die ganztägige Betreuung sowie die Fünftagewoche an den Schulen soll laut Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) zum Regelfall werden. Dort, wo dies nicht gewünscht werde, müsse es an der betroffenen Schule einen entsprechenden Beschluss geben, sagte Gehrer am Montag. In diesem Fall müsse die jeweilige Gemeinde für die Minderheit, also jene Eltern, die sich eine Ganztagsbetreuung wünschen, "individuelle Lösungen" suchen. Als Beispiel nannte sie etwa Tagesmütter.

Die Arbeiterkammer (AK) plädierte am Montag für die bundesweite Einführung der Ganztagsschule. Bei der Umstellung will die AK zunächst bei den Volksschulen einsetzen. Eine Entscheidungskompetenz der einzelnen Schulen, ob sie als Ganztagsschule geführt werden will oder nicht, wird abgelehnt.

Derzeit bieten nicht einmal zehn Prozent der Pflichtschulen und allgemein bildenden höheren Schulen (AHS) eine Nachmittagsbetreuung. Wie aus den neuesten Daten des Bildungsministeriums (Stand: Herbst 2003) hervorgeht, gab es an 479 Pflichtschulen (Volks-, Haupt- und Sonderschulen) sowie AHS (Unterstufe) eine ganztägige Betreuung - also rund neun Prozent der insgesamt 5239 Standorte dieser Schultypen.

Das Gros davon - 410 Standorte - bietet eine reine Nachmittagsbetreuung, nur 69 sind "echte" Ganztagsschule, in denen Unterrichts-, Lern- und Freizeit mehrmals abwechseln (verschränkte Form). Führend bei den "echten" Ganztagsschulangeboten ist Wien mit 28 Standorten, gefolgt von Oberösterreich (zehn), Vorarlberg (acht) und Kärnten (sieben). (APA, red, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 25.1.2005)