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Foto: AP/GERT EGGENBERGER
Klagenfurt - Die Pleite der Wolfsberger Schuhfabrik Gallus hat nun ein gerichtliches Nachspiel, und zwar gleich auf zwei Ebenen. Zum Einen wurde angekündigt, den belgischen Eigentümer Gerard van Spaendonck auf die Rückgabe der Marke "Gallus" zu klagen. Zum Anderen ermittelt die Staatsanwaltschaft Klagenfurt in der Causa.

Wie Masseverwalter Gerhard Brandl bei der Betriebsversammlung am Montagnachmittag in Wolfsberg erklärte, wäre eine Rettung des Unternehmens ohne weiteres möglich gewesen. Man habe bereits mit einem oberösterreichischen Interessenten einen Vorvertrag abgeschlossen, dieser hätte 2,7 Mio. Euro bezahlt und 90 Arbeitsplätze garantiert.

Brandl: "Weil Van Spaendonck die Marke nicht hergegeben hat, ist der Verkauf geplatzt." Bei dem Interessenten handelt es sich um den Schuherzeuger Hartjes, der mit 100 Mitarbeitern rund elf Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet.

Markenrechte für Bankgarantie

Die Markenrechte waren erst im Juni vergangenen Jahres von der Schuhfabrik auf Van Spaendonck übergegangen. Der Grund dafür: Der Belgier hatte eine Garantieerklärung für einen Bankkredit in der Höhe von 800.000 Euro abgegeben und dafür die Rechte verpfändet.

Gegen diese Übertragung der Markenrechte gibt es eine sechsmonatige Einspruchsfrist. Nur wenige Tage nach deren Ablauf ging Gallus in Konkurs. Ob dabei alles mit rechten Dingen zugegangen ist, wird nun von der Staatsanwaltschaft geprüft.

Hartjes und das Land Kärnten versuchten bis zum Schluss, Van Spaendonck zum Verkauf der Marke zu bewegen. Je 400.000 Euro wollten beide aufbringen, um dem Belgier die seit 1880 bestehende Marke Gallus doch noch zu entlocken.

Globalisierung

Dessen Anwalt Franz Großmann begründete die Ablehnung seines Mandanten mit der Globalisierung. Das Kapital gehe dorthin, wo am billigsten produziert werden könne. Dem Vernehmen nach will Van Spaendonck in Rumänien eine neue Produktion aufziehen.

Vorerst bezahlt er einmal 3,2 Mio. Euro für das Schuh- und Warenlager und die Designschnitte. "Ihn kostet ein Paar der fertig produzierten Schuhe jetzt nicht einmal 20 Euro", rechnete ein Mitarbeiter nach der Betriebsversammlung vor. Wenn er die Schuhe jetzt um 30 bis 40 Euro verkaufe, würde er den Kaufpreis "locker hereinbringen" und dabei auch noch gut verdienen.

Verwunderung herrschte in der Fabrik auch über die Tatsache, dass Van Spaendonck keinerlei Interesse an den Produktionsmaschinen zeige. "Wie will er denn Schuhe produzieren, wenn er keine Maschinen hat?", fragten sich viele.

"Karren bewusst in den Dreck gefahren"

Bei der Mitarbeitern ist der Zorn jedenfalls groß. Günter B., der seit vielen Jahren in der Schuhfabrik sein Brot verdient hatte, meinte über Van Spaendonck: "In meinen Augen ist das ein Verbrecher, der hat den Karren bewusst in den Dreck gefahren. So etwas gehört verboten."

Manuela R. nannte die Vorgangsweise des Eigentümers "inhuman". Unter der Belegschaft dominiert aber die Sorge um die Zukunft. "Ich bin 53 Jahre alt und habe damit keine Chance auf einen neuen Job, man kriegt ja schon mit 35 keinen mehr", meinte eine Arbeiterin.

Am kommenden Montag wird eine letzte Betriebsversammlung abgehalten. Masseverwalter Brandl empfahl den Mitarbeitern, an diesem Tag den vorzeitigen Austritt aus dem Unternehmen zu erklären. Sämtliche finanziellen Ansprüche blieben dabei aufrecht, das Geld dafür kommt aus dem Insolvenzfonds.

"Für uns muss der Fonds einspringen, und der Besitzer verdient noch an unserem Unglück", kommentierte ein junger Facharbeiter diese Entwicklung. (APA)