"Moskauer Memorandum"
Das Datum ist nicht zufällig gewählt. Mit 15. April 1955 ist das "Moskauer Memorandum" datiert, mit dem die Sowjets den Weg zum Staatsvertrag freigaben. Eine österreichische Delegation mit Bundeskanzler Julius Raab an der Spitze verpflichtete sich damals in der sowjetischen Hauptstadt zu einer Neutralität nach Vorbild der Schweiz. Diese Neutralität sollte aber nicht Teil des Staatsvertrags werden, sondern vom österreichischen Parlament unmittelbar im Anschluss an die Ratifikation des Staatsvertrags beschlossen werden.
"Von großem Nutzen"
"Österreich hatte sich 1955 in einer zerrissenen Welt zu behaupten", so Lanc: "In dieser Atmosphäre eines permanenten Bewährungszustandes war uns die Neutralität von großem Nutzen." Der Ex-Minister spricht aber auch von einem gebrochenen Verhältnis der Österreicher zu ihrer eigenen Geschichte, dieses verhindere das Entstehen eines berechtigten Selbstwertgefühls der Nation, welches über die Leistungen der Kultur und die Schönheit der Landschaft hinausgehe: "Kein anderer Bereich bekommt so deutlich zu spüren wie schwer sich die Zweite Republik mit sich selbst tut wie die Außenpolitik, kein anderes Staatsorgan leidet so sehr darunter wie das Bundesheer."
Vergleich mit Irland
Heute trete an die Stelle des Verteidigungsauftrags, der in der Verfassung bis ins Detail definiert sei, die Ausrichtung auf militärische Interventionen, sprich: auf Friedensicherungsmaßnahmen und Kampfeinsätze im internationalen Verbund. Während das neutrale Irland hier einen kühlen Kopf bewahre und Zurückhaltung an den Tag lege, konzentriere sich die österreichische Politik kurzsichtig auf militärische Engagements im Ausland, kritisierte Lanc weiter. Diese schwer wiegende Veränderung hätte eigentlich einer ähnlich intensiven öffentlichen Erörterung bedürft wie der EU-Beitritt.
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