München - Der Halbleiterhersteller Infineon schließt in seinem verlustreichen Glasfasergeschäft drei Standorte, davon zwei in Deutschland. In Berlin seien 280 Entwickler betroffen, in München etwa 20 Mitarbeiter, berichtete der Konzern am Dienstag bei der Hauptversammlung in München.

Das dritte Werk werde in Longmont in den USA geschlossen. Weltweit seien 350 Mitarbeiter betroffen. Ein Teil soll im Konzern weiter beschäftigt werden. Betriebsbedingte Kündigungen schloss Infineon aber nicht aus. Vorstandschef Wolfgang Ziebart sagte, die Sparmaßnahmen dienten als "Vorbereitungen für schlechtere Zeiten".

Kosten noch offen

Wie viele von den Werksschließungen betroffenen Mitarbeiter bei Infineon weiter beschäftigt werden, ist laut einem Sprecher noch unklar. Auch die Kosten der Restrukturierung konnte er nicht beziffern. Als deutscher Standort im Glasfasergeschäft soll den Angaben zufolge nur Regensburg mit rund 20 Mitarbeitern erhalten bleiben.

In der Bundesrepublik beschäftigt Infineon 350 Mitarbeiter im Fiber-Optics-Bereich, weltweit sind es 1.200. Die Produktion und damit der Großteil der Beschäftigten ist im tschechischen Trutnov angesiedelt. Im ganzen Infineon-Konzern arbeiten rund 36.000 Beschäftigte.

Erst kurz vor Beginn der Hauptversammlung hatte Infineon mitgeteilt, dass ein Hauptteil des Glasfasergeschäfts nun doch an die US-Firma Finisar verkauft wird. Der Konzern übernehme Lagerbestände, Betriebsmittel und geistiges Eigentum für Design und Produktion von Glasfasertransceivern.

Berliner Mitarbeiter bleiben bei Infineon

Die Mitarbeiter in Berlin, dem Hauptstandort der verkauften Aktivitäten, bleiben bei Infineon. Die Transaktion habe einen Wert von knapp 50 Mio. US-Dollar (38,3 Mio. Euro) und werde spätestens am 31. Jänner 2005 abgeschlossen sein. Der Münchner Halbleiterhersteller werde ein Jahr lang Produkte für Finisar fertigen.

Vorstandschef Ziebart sprach vom "ersten wesentlichen Schritt in Richtung Restrukturierung unserer Glasfaseraktivitäten". Ursprünglich wollte Infineon das Geschäft komplett an Finisar verkaufen. Nach mehr als einem Jahr Verhandlungen hatten die Münchner Mitte Jänner den Vertrag gekündigt. Die übrigen Teile des Glasfasergeschäfts will Infineon behalten und selbst sanieren.

200 Millionen Euro mehr Einsparungen

Vorstandschef Ziebart hatte bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen am Montag angekündigt, dass Infineon im laufenden Geschäftsjahr 200 Mio. Euro mehr als geplant sparen werde. So will sich der Konzern auch 2005 in den schwarzen Zahlen halten, die er erst 2004 nach langen Verlustjahren erreicht hatte.

"2005 wird ein schwieriges Jahr für die Halbleiterindustrie", sagte Ziebart. "Das Marktwachstum wird sich erheblich verlangsamen, vielleicht sogar zum Stillstand kommen." Die abflauende Nachfrage sorgte bereits im Startquartal 2005 (Oktober bis Dezember) für Einbußen: Der Umsatz brach um 9 Prozent auf 1,82 Mrd. Euro ein.

Der Gewinn verbesserte sich nur wegen hoher Einmaleffekte von 44 auf 142 Mio. Euro. Ohne die Sondereffekte lieferten alle Sparten schlechtere Ergebnisse ab. Ziebart bezeichnete die Quartalszahlen als "nicht so erfreulich". (APA)